"Wir sind ’ne Schule mit Courage, ansonsten wär’s ’ne Blamage"

Kein Mobbing, keine Ausgrenzung und viel Courage – der Phorms Campus Berlin Süd bekam von der Bundeskoordination „Aktion Courage“ die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ verliehen. Gemeinsam mit ihrem Paten, dem BossHoss-Sänger Alec Völkel, rockten die Schüler die Courage-Schule
FOTOS: SARAH WINBORN | 2016/2

 

Dem Phorms Campus Berlin Süd wurde der Titel und die damit einhergehende Urkunde in feierlichem Rahmen verliehen. „Diese Auszeichnung macht uns sehr stolz“, sagt Valérie Hardt, Leiterin des bilingualen Gymnasiums auf dem Phorms Campus Berlin Süd, das den Titel gemeinsam mit der dazugehörigen Grundschule verliehen bekommen hat.

Denn wer eine „Schule ohne Rassis­mus“ werden möchte, bekennt sich zu bestimmten Zielen. Zum einen müssen alle – ob Schüler, Pädagogen oder administrative Mitarbeiter – sich dazu verpflichten, Diskriminierung und insbesondere Rassismus in der Schule zu bekämpfen.

„Wichtig ist, dass wirklich alle in der Schule an einem Strang ziehen“, sagt Sanem Kleff, Leiterin der Jugendinitiative. Daher wird einer Bildungseinrichtung dieser Titel erst verliehen, wenn min­destens 70 Prozent aller Menschen an einer Schule diese Selbstverpflichtung unterschreiben. Die Hälfte der Lehrer­schaft bei Phorms stammt aus Kanada, den USA, Großbritannien und Australien. „Unsere Schüler erleben also jeden Tag Multikulturalität“, sagt Hardt.

Auch muss mindestens einmal im Jahr an der Schule ein Projekt zum Thema Diskriminierung stattfinden, um langfristig gegen jegliche Form von Diskri­minierung vorzugehen.

Die Schülerin Gabriela Paredes initiierte das Projekt im Dezember 2015 und schlug den Phorms Campus Berlin Süd für den Titel vor. „Wir wollen kein Mobbing in unserer Schule: Niemand ist zu dick oder zu schlecht angezogen“, sagt die 17-Jährige.

Sie beantwortete mit den Schülerinnen und Schülern aus den Klassen 1 bis 12 viele Fragen rund um das Thema Diskriminierung. „Für jede Stufe habe ich eine altersgerechte Präsentation erarbeitet. In der 1. und 2. Klasse habe ich dann zum Beispiel Begriffe wie Antisemitismus oder Xenophobie erklärt. Ich war beeindruckt, wie sensibel alle Schüler der unter­schiedlichen Jahrgänge mit diesen The­men umgegangen sind“, sagt Gabriela.

Jede Courage-Schule muss mindestens eine Patin oder einen Paten haben. Häufig handelt es sich bei den Paten und Pa­tinnen um Personen aus den Bereichen Kunst, Politik, Medien oder Sport. Indem sich die Paten öffentlich für das Anliegen einsetzen, werden die Schülerinnen und Schüler nicht nur am Tag der Titelübergabe, sondern dauerhaft in ihrem Engagement unterstützt.

Die Phorms-Schüler konnten BossHoss-Sänger Alec Völkel für sich ge­winnen. Gemeinsam mit seinen Patenkindern feierte er die Verleihung. „Ich finde es besonders gut, dass Kinder sich mit diesen Themen beschäftigen. Man darf nie vergessen, dass Unterschiede auch spannend sind“, sagt der Band-Frontman.

Das wissen die Phorms-Schüler auch und organisierten zu der Zeremonie eine kleine Vorstellung. So hieß es im Gedicht einer Schülerin: „Wir sind ’ne Schule mit Courage, ansonsten wär’s ’ne Blamage.“

Spätestens bei dem Gesangsteil der Vorstellung wurde auch Völkel mitgerissen und sang gemeinsam mit seinen Patenkindern den Hit „Don’t gimme that“, einen Song aus dem 2011 erschienenen Studioalbum „Liberty of Action“ der deutschen Band The BossHoss.

1995 erhielt die erste Schule den Titel. Schon damals bot die Jugendinitiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ Kindern und Jugendlichen einen Rahmen, in dem sie ihre ersten Schritte hin zur gesellschaftspolitischen Partizipation einüben konnten. Mit dieser Auszeichnung ist der Phorms Campus Berlin Süd die 72. Courage-Schule in Berlin.


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