Phorms unterstützt neues bilinguales Fach „PolECule“

„In einer von Internationalität geprägten Gesellschaft müssen junge Menschen über ökonomische, politische und kulturelle Kenntnisse verfügen – nur so können sie sich ihre Lebenswirklichkeit erschließen“, sagt Daniela Elsner, Professorin für Didaktik und Sprachlehrforschung an der Goethe- Universität in Frankfurt am Main. Gemeinsam mit Tim Engartner, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften, hat sie sich das Ziel gesetzt, ein bilinguales deutschenglisches Unterrichtscurriculum für das neue hessische Unter richtsfach „PolECule“, kurz für Politics, Economy and Culture, zu entwickeln.
„Mit diesem innovativen bilingualenFach sollen Lernende ab der sechsten Klasse über die Grenzen Deutschlands hinaus Europakompetenz ausbilden“, erklären die Professoren. Ökonomisches und politisches Wissen erlangen die Schülerinnen und Schüler in Hessen derzeit durch das Fach „Politik und Wirtschaft“. Diesem Fach fehle aber laut den Professoren ein festes Konzept. „‚PolECule‘ hingegen soll lebensnaher gestaltet werden und kulturelle Aspekte mit aufnehmen“, erklärt Elsner. Denn nur selten gebe es Unterrichtsmaterialien, die die kulturellen Besonderheiten sowohl des angloamerikanischen Raums als auch Deutschlands berücksichtigen.

Eine weitere Besonderheit von „PolECule“ ist, dass dieses Fach durch die Unterrichtssprache Englisch Sprachdidaktik mit einem Sachfach kombiniert. Im Englischen sind bilinguale Sachfächer unter dem Begriff CLIL (Content and Language Integrated Learning) bekannt. In dem sogenannten CLIL Unterricht soll schon früh eine auf die Inhalte der Lernbereiche bezogene Diskursfähigkeit in beiden Sprachen, der Fremdsprache und auch im Deutschen, angebahnt werden.
Erste Forschungsergebnisse auf diesem Feld zeigen, dass der Lerneffekt auf sprachlicher wie sachfachlicher Ebene höher ist, wenn Schüler sich von Beginn an neuen Inhaltsfeldern bilingual zuwenden. „Die in beiden Sprachen unbekannten Begriffe verlinken und verstärken sich dann im ‚mentalen Lexikon’ gegenseitig; Experten nennen das deep learning“, erklären die Professoren.
Erprobt werden die Forschungsergebnisse des Projekts „PolECule“ dann voraussichtlich 2017 in den Klassenräumen des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums, des Phorms Campus Frankfurt Taunus, des neuen Gymnasiums Frankfurt-Nied und der Heinrich-Heine-Gesamtschule.
Die ursprüngliche Idee des Faches kam von Michael Gehrig, dem Schulleiter der Phorms Schulen Frankfurt. „Schüler müssen auf Deutsch und Englisch sowohl Gedichte analysieren als auch Wirtschaftsprozesse erkennen und beurteilen können“, sagt er. Während der dreijährigen Kooperation mit der Goethe-Universität wird Phorms das deutsche Glossar der Fachbegriffe erstellen. „Von den anderen Schulen wird das englische Glossar bereitgestellt, so dass alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler die Begrifflichkeiten in beiden Sprachen kennen“, erklärt Gehrig.
Unter anderem wird das Heinrich-von-Gagern-Gymnasium die englischen Begrifflichkeiten protokollieren und schriftlich festhalten. Seit mehreren Jahren wird dort das Fach „Politik und Wirtschaft“ von Subin Nijhawan auf Englisch unterrichtet. Neben seiner Lehrertätigkeit ist Subin Nijhawan als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Goethe-Universität an dem Forschungsprojekt beteiligt.
„In meinem Unterricht analysieren wir zum Beispiel die Bill of Rights, die deutsche Verfassung und die Magna Charta, um ein besseres Verständnis von dem internationalen Rechtswesen zu bekommen“, sagt Nijhawan. Auch könne man das System der Gewerkschaften anhand einer Folge der bekannten Serie „Die Simpson“ auf Englisch veranschaulichen und den Jugendlichen nahebringen. Derzeit ist das Fach aber noch ein Projekt, dessen fertiges Kerncurriculum im Juni 2018 dem Kultusministerium vorgelegt werden soll.
Danach sollen Schülerinnen und Schüler ab der sechsten Jahrgangsstufe an dem bilingualen Unterricht teilnehmen. Sie müssen hierfür keine besonderen Englischkenntnisse vorweisen, erklärt Daniela Elsner: „Wenn wir bilingualen Sachunterricht an Schulen anbieten, dann gibt es zwei Jahre davor schon sogenannte Vorlaufklassen. In diesen wird die Englischstundentafel erhöht, bis die Schüler in den bilingualen Sachfachunterricht einsteigen“.