Auszeit nach dem Abi

Freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr (FSJ/FÖJ)
Das Konzept des FSJ besteht seit über 60 Jahren. Das FSJ bietet jungen engagierten Freiwilligen unter 27 Jahren die Möglichkeit, sich für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft einzusetzen. Als Interessentin oder Interessent bewirbt man sich bei einem anerkannten Träger seiner Wahl. Das kann beispielsweise ein Verein oder eine soziale Einrichtung sein. Besondere Qualifikationen sind in der Regel nicht notwendig. Wichtig ist die persönliche Motivation. Das FÖJ funktioniert im Prinzip genauso wie das FSJ, nur ist das Einsatzgebiet ein anderes. Hier steht das Engagement für Umwelt- und Naturschutz im Vordergrund.
Im FSJ erhalten die Freiwilligen teilweise ein Taschengeld, das der Träger bzw. die Einsatzstelle festlegt. Das Gesetz sieht eine Obergrenze für das Taschengeld vor, die aktuell bei 381 Euro (2017) liegt. Durchschnittlich wird aber lediglich eine Geldleistung in Höhe von 150 Euro monatlich gezahlt, denn das wichtigste bei dieser Tätigkeit ist, etwas für andere zu tun, verantwortungsvoll, freiwillig und ehrenamtlich.
Volunteering mit Weltwärts und Kulturweit
Alternativen zum FSJ bieten die Freiwilligendienste Weltwärts und Kulturweit. Mit Weltwärts geht man ins Ausland und engagiert sich entwicklungspolitisch. Für mindestens sechs Monate hilft man zum Beispiel einer argentinischen Umweltorganisation oder in einer Klinik in Malawi. Während des Auslandsdienstes stehen das gemeinsame Arbeiten, das alltägliche Voneinander-Lernen und der kulturelle Austausch im Mittelpunkt. Dabei wird ein hohes Maß an Selbständigkeit und Flexibilität erwartet. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt in der Regel 40 Stunden und richtet sich nach den Anforderungen im Projekt. Seit Weltwärts 2008 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen wurde, sind rund 26.000 Freiwillige aktiv geworden.
Bei Kulturweit arbeiten die Freiwilligen in einer Kultureinrichtung oder Bildungsstätte im Ausland. Ob als Assistenz im Deutschunterricht an der Europaschule Tiflis, in der Kulturprogramm-Abteilung am Goethe-Institut Hanoi oder im DAAD-Informationszentrum Bogotá: Die Freiwilligen engagieren sich für sechs oder zwölf Monate in Ländern des Globalen Südens, in Osteuropa und der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS). Diese Erfahrungen erweitern die Perspektiven der Freiwilligen in Bezug auf globale Zusammenhänge sowie unterschiedliche Lebens- und Arbeitsweisen.
Für beide Organisationen gilt: Während der Einsätze erhält man Taschengeld sowie eine landestypische, kostenlose Unterkunft und Verpflegung. Auf den Webseiten der Freiwilligendienste kann man sich direkt bewerben:
Bundesfreiwilligendienst
Der BFD oder auch Bufdi genannte Freiwilligendienst ist ein noch relativ junges Konzept, das erst 2011 und vor allem als Ersatz für den Zivildienst eingeführt wurde. Genau wie beim FSJ können unterschiedliche Projekte und Einrichtungen unterstützt werden. Hier ist auch ein kurzfristiger Einstieg möglich und es gibt keine Altersbegrenzung. Die Träger können einem je nach Aufwand und Tätigkeit ein Taschengeld auszahlen. Hinzu kommen in vielen Fällen kostenlose Unterkunft, Verpflegung und Dienstkleidung.
Au-Pair
Als Au-Pair unterstützt man meist in einem Land seiner Wahl eine Gastfamilie im Haushalt und kümmert sich um die Kinder. Als Gegenleistung dafür erhält man freie Kost und Logis sowie ein kleines Taschengeld. In der Regel arbeitet man 30 Stunden pro Woche, hat Anspruch auf 1,5 freie Tage wöchentlich sowie bezahlten Urlaub. Die Bezahlung variiert von Land zu Land: In Großbritannien bekommt man 70 bis 80 Pfund pro Woche, in den USA können es bis zu 200 Dollar sein. Welche häuslichen Aufgaben man im Einzelnen übernimmt, hängt von der Familie ab. Diese reichen von der Kinderbetreuung, über Einkaufen, Kochen bis hin zu Putzarbeiten. Den Aufenthalt kann man entweder über eine spezialisierte Agentur (meistens wird eine Vermittlungsgebühr in Höhe von 350 Euro fällig) oder auf eigene Faust planen. Viele Familien bevorzugen es, wenn Au-Pairs zwischen 9 und 12 Monate bei ihnen bleiben, kürzere Aufenthalte sind aber auch möglich. Durch den täglichen und intensiven Kontakt und das Leben in einer Gastfamilie baut man meist enge Beziehungen vor Ort auf und verbessert seine Sprachkenntnisse.
Work & Travel
Work & Travel ist eine Alternative zum klassischen Auslandsaufenthalt. In einem fremden Land nimmt man unterschiedliche Gelegenheitsjobs an, um dann mit dem verdienten Geld das Land weiter zu erkunden. Diese Jobs sind sehr vielfältig: vom Animateur im Hotel über Callcenter-Agent bis zum Erntehelfer, ferner von einfacher Bezahlung bis hin zum unentgeltlichen Arbeiten bei freier Kost und Logis. Durch die Arbeit erhält man oft auch einen besonders guten Einblick in die Lebensweise anderer Kulturen, anstatt nur als Tourist unterwegs zu sein. Beliebte Länder für Work & Travel sind Australien, Neuseeland und Kanada. Sein Backpackerabenteuer kann man entweder auf eigene Faust organisieren oder über einen spezialisierten Veranstalter. Dafür fallen allerdings zusätzliche Kosten an, sodass man für ein Paket inklusive Flug für Australien oder Neuseeland um die 1.500 Euro veranschlagen muss.
Sprachreisen
Diese Art des Auslandsaufenthalts hat zum Ziel, Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben oder zu verbessern. Meist werden 15 bis 30 Wochenstunden Unterricht gegeben, mit der Absicht in kurzer Zeit sprachliche Fähigkeiten auszubauen. Manche Sprachschulen bieten zusätzlich Nebenleistungen wie Koch-, Sport- oder Tanzkurse und Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten an. Dabei finden die Aktivitäten in der zu lernenden Sprache statt. Viele Sprachschüler wohnen während ihres Aufenthaltes bei einer Gastfamilie. Etwa 140 Agenturen in Deutschland bieten Sprachreisen an. Sehr beliebte Länder für Sprachreisen sind derzeit Großbritannien, Malta, Frankreich und Spanien.
Praktikum
Wenn man sich nach dem Abitur in Sachen Studium oder spätere Berufswahl erst einmal orientieren möchte, sind Praktika gute Möglichkeiten, um in den Berufsalltag rein zu schnuppern. Auch kann man so Beziehungen in der Arbeitswelt aufbauen, Kontakte knüpfen und eventuell sogar bereits in Unternehmen tätig sein, bei denen man sich später bewerben möchte. Ein qualifiziertes Praktikum kann und darf durchaus auch ein halbes oder ganzes Jahr dauern. Allerdings besteht inzwischen die Gefahr, dass Unternehmen Praktikanten als preiswerte, aber vollwertige Arbeitskräfte einsetzen. Man sollte sich rechtzeitig vor Beginn eines Praktikums im Betrieb erkundigen, was genau die Aufgaben sein werden. Ziel ist es, etwas zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, die einem beim weiteren Werdegang helfen.