Wie man Kinder für Naturwissenschaft begeistert

Man nehme: Aufgeweckte Schüler, engagierte Lehrer, einen Erlebnispädagogen, die richtige Ausstattung und genügend Zeit für Experimente. Der Science-Lehrer Boris Braun vom Phorms Campus Hamburg hat das richtige Rezept
AUTOR: MARIE SCHÜTZ | FOTO: ANDREA USISON | 2013/2

 

Am Phorms Campus Hamburg herrscht Aufbruchsstimmung: Die Schüler der fünften Klas­se tummeln sich auf dem Schulhof, hektisch werden die Lunchtüten eingepackt. Außerdem haben sie Besuch: Die vierten und fünften Klas­sen des Phorms Gymnasium Berlin Süd sind hier. Es geht zu einem Seitenkanal der Elbe, wo die Schüler mit ihren Klassenlehrern und dem Erlebnispädagogen Boris Braun am Nachmit­tag das Wasser sportlich und naturwissen­schaftlich erkunden. Ein Kanu Trip steht bevor, deshalb ist Boris Braun für den Nachmittag per­fekt vorbereitet: Bestimmungsbücher, Flie­gennetze und Kleidung zum Wechseln, sollte jemand unabsichtlich baden gehen.

2011 kam er für das interdisziplinäre Projekt „Sprache und Naturwissenschaft - gemeinsam sind wir stark“ zu Phorms, das er zusammen mit dem Lehrer Daniel Roque Mendes betreu­te und leitete. Das Projekt wurde von einer Hamburger Stiftung gefördert. Im Vordergrund stand dabei, das Interesse der Kinder für naturwis­senschaftliche Fragestellungen zu wecken. Seit­dem taucht Boris Braun regelmäßig mit den Schülern in die Praxis ein: „Ich möchte die Schüler begeistern. Es ist wichtig, dass die Schüler vor allem in der Grundschule neugierig gemacht werden, damit sie selbst Lust bekom­men, ein Thema zu erforschen und dranzubleiben.“ Und das gelingt ihm: Während ich zu­sammen mit den Schülern ans Elbufer mar­schiere, erzählen sie mir begeistert vom Unterricht mit Boris Braun und dem Projekt „Sprache und Naturwissenschaft - gemeinsam sind wir stark“. Zu verstehen, wie GPS beim Geocaching verwendet wird oder wie man zu­sammen in der Klasse ein Erdbeben simuliert – das ist Alltag für die Schüler von Boris Braun, der ab dem Schuljahr 2013/14 am Gymnasium Science unterrichtet. Ob es zu viel oder zu wenig Science-Unterricht an der Schule gibt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Über eines sind sich die Schüler jedoch einig: Die Projekte mit Boris Braun machen viel Spaß. Die 11-jähri­ge Antonia aus Hamburg schätzt seine Art zu unterrichten sehr: „Mister Braun redet nicht so viel. Er zeigt uns einfach viel, macht tolle Aus­flüge mit uns und das mag ich – er ist wirklich im Thema drin und lebt es irgendwie.“

Wie man Naturwissenschaften leben und anwenden kann, erfahren die Schüler auch bei der Teilnahme an unterschiedlichen naturwis­senschaftlichen Wettbewerben. 2013 haben zwei Schülerinnen der dritten Klasse den drit­ten Platz beim anerkannten naturwissen­schaftlichen Wettbewerb Natex erlangt. Ne­ben schulortbezogenen Projekten gibt es auch immer mehr standortübergreifende Projekte. Seit kurzem existiert die Initiative „Phorms meets Phorms“, bei der sich Klassen gegenseitig an verschiedenen Standorten besuchen. Den beiden Klassen aus Berlin Süd und ihrer Klas­senlehrerin Valérie Hardt hat der Hamburgbe­such gut gefallen. Sie haben die Hamburger für das kommende Schuljahr nach Berlin eingela­den. Ob beim Besuch der Hamburger in Berlin auch die Naturwissenschaften im Vordergrund stehen werden, ist noch unklar. Spaß hat dieser Ausflug aber allen gemacht. Die Schüler er-klärten mir während der Kanufahrt ganz ne­benbei auch viel über heimische Tiere und Pflan­zen an der Elbe und was ihnen für die Zukunft vorschwebt. Bei einigen von ihnen fruchtet das naturwissenschaftliche Engagement der Lehrer besonders: Biologe und Ornithologin möchten zwei der Schüler später einmal werden.


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