Jeden Tag Sprachbad mit Phorms

Mit der Immersionsmethode lernen Kinder die Sprachen beiläufig – ohne Vokabelstress. In der Phorms-Kita und -Reception wird der Alltag grundsätzlich mit einem englisch- und einem deutschsprachigen Pädagogen gestaltet. In der Grundschule werden viele Fächer auf Englisch unterrichtet und am Gymnasium können die Schülerinnen und Schüler zusätzlich zum Abitur internationale Abschlüsse erwerben. Alle Phorms-Schulen haben darüber hinaus landesspezifische Besonderheiten in ihren Konzepten. Ein paar Einblicke hinter die Schulkulissen bieten Phorms Pädagogen aus Berlin Süd, Hamburg und Frankfurt
PHOTO | 2016/1

EIN TAG IN DER RECEPTION AUF DEM PHORMS CAMPUS HAMBURG

Melanie Turni ist Vorschulpädagogin in einer der drei Reception-Gruppen auf dem Phorms Campus Hamburg. Seit 2014 ist die Kindheitspädagogin bei Phorms. Zuvor studierte die Hamburgerin Bildung und Erziehung an der Hochschule für angewandte Wissenschaften und lebte eine Zeit lang in Australien.

Was genau ist eine Reception?

In der Reception geht es um das eine Jahr zwischen Kita und Grundschule. Das Vorschuljahr ist für Kinder konzipiert, die in der Kita nicht mehr genug gefördert sind und schon Lust haben, mehr zu lernen. Sie brauchen aber noch diese Spiel- und Entspannungszeit. Wir bereiten sie also ein wenig auf den schulischen Alltag vor, ohne der Grundschule den Lernstoff vorwegzunehmen. Bei allen Aktivitäten ist es uns wichtig, ihnen Verantwortung zu übertragen, dadurch ihr Selbstbewusstsein zu festigen und ihnen Sicherheit zu geben. Beispielsweise sollen sie selbst ihre Arbeitsaufgaben organisieren oder an ihre eigenen Sachen denken, wenn wir den Raum wechseln.

 

Was genau machst Du als Vorschulpädagogin?

In unserem zweisprachigen teaching team bin ich die deutschsprachige Bezugsperson für die Kinder und meine Kollegin ist englische Muttersprachlerin, ein sogenannter native speaker. Gemeinsam gestalten wir die tägliche Vorschularbeit und achten dabei darauf, dass die Kinder individuell nach ihrem Entwicklungsstand zum Lernen angeregt werden. Wir bereiten zweisprachige Materialien vor, helfen den Kindern, die bei der Umsetzung der Aufgabe etwas mehr Zeit benötigen oder beschäftigen die Schülerinnen und Schüler die schon früher fertig sind. Ich gestalte in meiner Reception-Gruppe auch den Deutschunterricht, der an zwei Tagen in der Woche stattfindet. Dann machen wir zum Beispiel Schwungübungen mit Musik, schauen uns Buchstaben an oder lernen Reime.

 

Sind in deiner Klasse alle Kinder deutsche Muttersprachler?

Nein, einige Kinder wachsen mit der englischen Sprache auf. Diese Kinder waren aber in einer deutschen Kita und können daher schon gut Deutsch. Es gibt vor allem viele Kinder in unserer Klasse, die noch gar keinen Kontakt mit der englischen Sprache hatten.

 

Und wie verläuft dieser erste Kontakt mit der englischen Sprache?

In den ersten paar Tagen liest man in den Gesichtern schon ein paar Fragezeichen. So nach dem Motto: Was passiert denn jetzt, was wollen die denn von mir? Die englische Lehrkraft arbeitet von Anfang an viel mit Gestik, Mimik und Handbewegungen. Viele Dinge werden vorgemacht oder gezeigt, so dass die Kinder aus dem Zusammenhang erschließen können, was gemeint ist. Sie bekommen eigentlich nicht bewusst mit, wie sie die andere Sprache lernen. Vielmehr entwickelt sich ein situatives Verständnis.

 

Hast Du dafür ein Beispiel?

Zu Beginn des Tages frühstücken wir gemeinsam. Der native speaker sagt den Kindern, was alles geholt werden soll. Zum Beispiel: bottle of water, snack box. Dann wünschen wir uns auf Englisch einen guten Appetit. Diese Wörter wiederholen wir quasi mehrmals täglich. Die Kinder wissen dann genau, was gemeint ist. Das gleiche gilt auch für den Mathe-, Kunst- oder Sachkundeunterricht. Die Materialien, die wir verwenden, werden immer wieder wiederholt und benutzt.

 

Und wie ist es, wenn ein Kind dich auf Englisch anspricht?

Dann wiederhole ich das Gesagte sinngemäß auf Deutsch und antworte auch auf Deutsch.

 

Gibt es besondere Voraussetzungen, damit ein Kind in die Phorms-Reception aufgenommen wird?

Zu Beginn des Schuljahres machen wir ein kleines Assessment. Wir schauen dann, was die Kinder schon können. Zum Beispiel wer schon zählen oder buchstabieren kann. Die Kinder lösen dann altersgerechte Aufgaben und spielen mit anderen gleichaltrigen Kindern. Gut ist es natürlich, wenn schon entweder Deutsch oder Englisch gesprochen wird. Kinder und Eltern können auch für einen Probetag in den Alltag reinschnuppern.

 

+++

 


„ICH LIEBE DEN BERUF DES LEHRERS“

Der gebürtige Kanadier Robert MacLeod unterrichtet seit drei Jahren in der Grundschule des Phorms Taunus Campus. Zuvor lehrte er an staatlichen monolingualen- und Immersions-Schulen in Kanada. In seiner vierten Klasse unterrichtet er Englisch, Mathe, Naturwissenschaften, Ethik und Sport.


Was sind deine Ziele als Lehrer einer Immersionsklasse?

Ich möchte, dass sich die Schülerinnen und Schüler ausdrücken, miteinander kommunizieren und ihre Umgebung kennen und verstehen lernen. Unabhängig vom Schulfach möchten wir die Schülerinnen und Schüler befähigen, ihre Meinungen, Sichtweisen und Interessen in mehr als nur einer Sprache zum Ausdruck zu bringen. Die Schüler sollen ein Gefühl für die Feinheiten der Sprache bekommen, während sie die Welt um sich herum in einen allgemeinen Sinnzusammenhang einordnen. Wahrscheinlich werden die Kinder die Zweitsprache einmal im Alltag oder Beruf verwenden. Wir möchten ihnen zeigen, dass Sprache auch viel Spaß machen kann. Das versuche ich durch Gruppendiskussionen sowie Audio- oder Videoaufgaben zu vermitteln.

 

Sind Kinder, die eine zweisprachige Schule besuchen, in irgendeiner Form besonders?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich solche Kinder besser konzentrieren können und aufmerksamer sind. Außerdem sind Schüler einer Immersionsschule in der Lage, sich mit Themen, Gedanken, Orten oder Aktivitäten eines anderen Landes in der jeweiligen Landessprache auseinanderzusetzen.

 

Kannst Du uns dazu ein Beispiel nennen?

An unserer Schule werden die Klassen nach Tieren benannt. Meine Klasse zum Beispiel ist die Blue Jay-Klasse. Der Blue Jay – zu Deutsch „Blauhäher“ – ist ein Vogel, der in Kanada sehr häufig vorkommt. Zufällig ist Blue Jay auch der Name eines kanadischen Major- League-Baseball-Teams. In der vergangenen Saison hatten die Toronto Blue Jays den Einzug in die Playoff-Runde geschafft. Mit meiner Klasse sah ich mir die Höhepunkte der Begegnung an. Wir klärten einige der Begriffe, mit denen die Schülerinnen und Schüler nicht vertraut waren – aber ansonsten konnten sie eigentlich alles verstehen. Ich war erstaunt, wie groß ihr Interesse an dem Team war, obwohl Baseball in Deutschland keine große Rolle spielt.

 

Sprechen die Schüler vorwiegend Englisch oder Deutsch?

Das hängt wahrscheinlich davon ab, was sie gerade tun. In der Pause auf dem Schulhof sprechen einige Schülerinnen und Schüler Deutsch miteinander, weil es ihnen leichter fällt, den Kontakt zueinander herzustellen und sich verständlich zu machen. Es kommen jedoch auch Schüler an unsere Schule, die nicht viel Deutsch sprechen können. Ich finde es total faszinierend zu hören, wie die Kinder mühelos zwischen beiden Sprachen hin- und herwechseln. Welche Sprache sie benutzen, ist meiner Meinung nach also situationsabhängig. Die Sprache ist nur ein Instrument, um miteinander in Kontakt zu treten und zu kommunizieren.

 

Gibt es eine spezielle Förderung für Schüler, die Schwierigkeiten in einer der beiden Sprachen haben?

Ja. Wir bieten „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) für Schüler an, die Schwierigkeiten mit dem Deutschen haben. Außerdem gibt es ein „Special Education Needs“(SEN)-Programm.

 

Wie funktioniert die Förderung im Rahmen des SEN-Programms?

Wenn ich feststelle, dass ein Schüler Schwierigkeiten in einem der Fächer hat, die auf Englisch unterrichtet werden, verweise ich ihn an den SEN-Lehrer. Gemeinsam mit dem SEN-Lehrer arbeite ich dann Lernziele für den Schüler oder die Schülerin aus. Der SEN-Lehrer und der Schüler treffen sich während der Schulzeit. Der Förderlehrer hilft dem Schüler in Englisch, er beobachtet ihn im Unterricht und hilft ihm, mit anderen zu kommunizieren. Dasselbe passiert in den Fächern, die auf Deutsch unterrichtet werden, und im DaF-Programm.

 

+++


 

LOCAL SCHOOLS, GLOBAL EDUCATION

Sean Jackson unterrichtet English Literature in den Klassen 8 bis 12 auf dem Phorms Campus Berlin Süd und ist AP-Koordinator. Bevor er zu Phorms kam, absolvierte der gebürtige Kalifornier sein Studium in Critical Theory, English Literature und Secondary Education an der University of California in Berkeley und am College of New Jersey.

Wird das bilinguale Konzept aus Kita und Grundschule am Phorms-Gymnasium Berlin Süd fortgeführt?

Ja, der Unterricht erfolgt nach der Immersionsmethode jeweils ausschließlich in einer Sprache – auf Deutsch oder Englisch. Etwa die Hälfte der Fächer – ein höherer Anteil als auf den Phorms Grundschulen – unterrichten die Lehrer auf Deutsch. Dennoch übersetzen die Kinder und Lehrer nie eins zu eins von einer Sprache in die andere.

 

Welche Fächer werden am Gymnasium in Berlin Süd auf Englisch unterrichtet?

Englische Literatur, Mathe, Sport, Musik und die naturwissenschaftlichen Fächer.

 

Wie sieht ein typischer Tag in deiner Klasse aus?

In meinem Englischunterricht geht es sehr viel ums Diskutieren und Debattieren. Ich stelle den Schülern oder Gruppen bestimmte Fragen, die sie dann beantworten können. Sie sollen ihre Meinungen und Gedanken ausdiskutieren. Dann bekommen sie Feedback von ihren Kameraden und können konstruktiver das Gesagte aufschreiben.

 

Werden Bücher in britischem oder amerikanischem Englisch in deinem Unterricht herangezogen?

Beides, denn so bekommen die Schüler Einblicke in unterschiedliche Kulturen und Geschichten. Sie sind auch Teil dieser Kulturen, ohne zwangsweise in den Staaten oder England zu leben.

 

Gibt es bestimmte Herausforderungen für die Schülerinnen und Schüler?

Ich glaube, die größte Herausforderung für die Schüler ist es, ihre Gedanken klar und sortiert aufzuschreiben. Deshalb diskutieren wir auch immer sehr viel davor, damit ihre Ideen und Argumente dann sortierter sind. Wie jede Fähigkeit auch muss man das üben, um besser darin zu werden.

 

Was gibt es für Schulabschlüsse am Gymnasium in Berlin Süd?

Die Schüler absolvieren das deutsche Abitur und können zusätzlich am Advanced Placement – kurz AP – teilnehmen. Das AP bietet Kurse auf College-Niveau an Gymnasien oder Highschools an. Die Schüler können dann englische Zertifikate in den Fächern English Language, Calculus, Biology, Physics, Chemistry, Spanish und dem kreativen Fach Studio Art erwerben. Diese Zertifikate werden an Universitäten weltweit als ein Beweis von Wissen, Begabung und Entschlossenheit angesehen.


Lesen Sie jetzt:

Tipps für Eltern von Immersionsschülern

Im Bereich der Sprachbildung tut sich derzeit eine ganze Menge – die bilinguale Bildung nach der Immersionsmethode ist ein Modell, das Schulen helfen kann, das mehrsprachige Potenzial ihrer Schüler voll auszuschöpfen. Doch was genau ist ein Immersionsprogramm? Wie kann ich als Elternteil helfen? Und was genau bedeutet der Besuch einer bilingualen Schule für mein Kind? Helena Curtain ist Expertin für Sprach- und Immersionsbildung. Hier beantwortet sie einige wichtige Fragen, die sich Eltern von Immersionsschülern stellen
2016/1
AUTOR: HELENA CURTAIN | PHOTO: SILKE WEINSHEIMER