Bildung trifft Zukunft

Ob das Wahlpflichtfach »Mediale Kommunikation«, Roboterprogrammierung oder die Auszeichnung zur »Digitalen Schule« – auf dem Phorms Campus Berlin Süd, auf dem Phorms Taunus Campus (Frankfurt) und an der Josef-Schwarz-Schule weht digitaler Wind durch die Klassenzimmer
Autor: Nicole Erdmann | Illustration: Friederike Schlenz | 2019/1

Phorms Campus Berlin Süd

Soziale Netzwerke und Medien gehören heute ganz selbstverständlich zum Alltag von Schülerinnen und Schülern. Sie chatten auf WhatsApp, schicken sich Bilder auf Snapchat oder posten Selfies auf Instagram. Doch wie verändern die dauerpräsenten Medien-Apps das Kommunikationsverhalten und welche Gefahren gibt es bei der Nutzung? Diesen Fragen widmet sich das Wahlpflichtfach »Mediale Kommunikation«, das Oberstufenkoordinator Stefan Diettrich 2015 im Auftrag von Gymnasialleiterin Valérie Hardt auf dem Phorms Campus Berlin Süd ins Leben gerufen hat. Verstehen, hinterfragen, produzieren und gestalten sind dabei die Kernkompetenzen, die den Neunt- und Zehntklässlern vermittelt werden. Das eigene Kommunikationsverhalten der Schüler soll verbessert werden, damit sie ihren Medienkonsum stärker reflektieren und bewusster wahrnehmen. »Worauf muss ich beim Urheberrecht achten? Welche Daten gebe ich von mir preis? Es ist ein riesiges Umfeld, das wir in diesem Zusammenhang mit den Jugendlichen bearbeiten«, erklärt Diettrich.

Die Schüler nehmen dieses Wissen dankbar auf. »Seit wir dieses Fach belegen, überlege ich viel bewusster, was ich wirklich posten will«, sagt die Neuntklässlerin Maria. Auch Ortungsdienste, Datenklau und personalisierte Werbung sind ein Thema. Neben Social Media probieren sich die Schüler an praktischen Programmen für Filmschnitt oder GIFs aus, denn auch Fotografien, Bewegt-Bilder oder Computerspiele sind Teilaspekte medialer Kommunikation.

So untersucht Aljoscha Peters, der das Fach in diesem Jahr erstmalig unterrichtet, mit Schülern Darstellungsmittel und Rollenklischees in Filmen, Serien und Reality-TV-Formaten sowie den Einfluss von Medien auf unsere Meinungsbildung. Hausaufgaben, Arbeitsblätter, Videos und Texte gibt es digital über eine eigens kreierte Online-Plattform. Diettrich zeigt sich zufrieden mit der Etablierung des Faches »Mediale Kommunikation«: »Es vermittelt den Schülern einen tieferen Einblick in die omnipräsente Medienwelt mit dem Ziel, dass sie sich sicherer und kompetenter darin bewegen.«


Phorms Taunus Campus (Frankfurt)

Immer mehr Berufsfelder setzen Kenntnisse im Programmieren voraus. Auf dem Phorms Taunus Campus lernen Schülerinnen und Schüler daher schon in der fünften und sechsten Klasse erste Grundkenntnisse im ICT-Unterricht (Information and Communication Technology). Darüber hinaus gibt es seit diesem Schuljahr für die achte und neunte Klasse das Projekt »Robotics und Programmierung« innerhalb des STEM-Bereichs*. »Damit verfolgen wir das Ziel, wichtige Basiskompetenzen um praktische Erfahrungen mit ‚anfassbaren‘ Technologien zu bereichern und zu vertiefen«, berichtet ICT-Lehrerin Karin Griesar. So lernen die Schüler in der Anfangsphase, einen Roboter so zu steuern, dass er in einem Labyrinth eigenständig seinen Weg findet. In der fortgeschrittenen Phase konstruieren und programmieren sie einen Roboter, der dazu beitragen könnte, Lebensmittelabfälle zu verringern. »Durch die erfolgreiche Bewältigung praktischer Aufgaben haben die Schüler gelernt, dass Programmieren weitaus vielfältiger ist als nur Semantik und Syntax. Sie hatten sichtbare Freude daran, die richtigen Schlüsse zu ziehen und sowohl mit Sorgfalt als auch mit Kreativität zum Erfolg zu kommen«, so Griesar.

Digital-kreativ ist auch der Kunstunterricht, der seit diesem Schuljahr stattfindet. Er wird von Lehrer Jonathan Grissett geleitet und legt den Schwerpunkt auf mediale Themen. »Wir verbringen viel Zeit damit, Bilder, Symbole und Farben zu verstehen, denn das sind die Grundlagen für die Analyse und das Kreieren von medialen Inhalten«, erklärt Grissett. Der Unterricht ist projektbasiert: Die Schüler verschaffen sich Informationen über die Wirkungsweise verschiedener Medienformate und entwickeln Präsentationsformen, die sie mit technikbasierten Hilfsmitteln erstellen. Grissett will seine Schüler damit zu einem kritischen Umgang mit Medien aller Art anregen, sodass sie diesen zukünftig reflektierter begegnen können.

 

*STEM = Science, Technology, Engineering and Mathematics (im Deutschen vergleichbar mit den MINT-Fächern)


Josef-Schwarz-Schule

Ob Programmierung kleiner Roboter, Online-Lernplattformen oder die »Seesaw«-App: Die Josef-Schwarz-Schule (kurz: JSS) hat die digitale Bildung in ihr Schulcurriculum integriert und wurde dafür 2018 von der Initiative »MINT Zukunft schaffen!« mit dem Titel »Digitale Schule« ausgezeichnet. »Da wir sehr viel mit Technologie arbeiten und es wichtig finden, dass die Kinder für die digitale Welt vorbereitet sind, ist es natürlich schön, genau das mit solchen Zertifikaten zu zeigen«, erzählt Franziska Korten aus dem Leadership-Team. Gemeinsam mit diesem ist sie für die digitale Entwicklung der Schule verantwortlich.

Der Einsatz digitaler Medien gehört fächerübergreifend zum Schulalltag. Alle Schülerinnen und Schüler haben Zugang zu Tablets und Laptops. Bereits in der ersten Klasse nutzen sie digitale Lernspiele. Ab der dritten Klasse führen die Schüler unter Anleitung Recherchen im Internet durch und verwenden altersgerechte Mal- und Rechenprogramme.

Zusätzlich bietet die JSS einen Lego-Club im Nachmittagsprogramm an. Hier können die Schüler ihrem Alter entsprechend Maschinen und Roboter programmieren, die im fertigen Stadium laufen oder Geräusche von sich geben können. »Der Lego-Club macht den Kindern viel Spaß und ist auch immer gut besucht«, berichtet Korten.

In diesem Jahr wurde außerdem die App »Seesaw« durch die Lehrerin Jennifer Hohenschläger an der JSS etabliert. Die App unterstützt die Kommunikation mit den Eltern und gibt einen transparenten Einblick in den Schulalltag sowie die Lernentwicklung und -erfolge der Kinder.

Grundschulleiterin Lisa Schüfer zeigt sich sehr zufrieden mit den digitalen Entwicklungen der Schule: »Wir sind stolz auf unsere engagierten Lehrer, die offen für neue Medien sind und den Kindern einen bewussten und sicheren Umgang mit diesen beibringen. Ohne unsere Kolleginnen und Kollegen hätten wir die Auszeichnung nie erhalten.« 


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