Wie können Sie Ihr Kind schützen?

Wenn Kinder die ersten Schritte im Internet machen, sollten die Eltern dabei sein und wissen, was die Kinder im Netz so treiben. Bleiben Sie mit ihrem Kind auf Augenhöhe, beim Wissen über Chats, Apps, Games und Social Media
AUTOR: KLICKSAFE | FOTO: SILKE WEINSHEIMER | 2015/2

 

Heute wachsen Kinder in Haushalten auf, in denen eine Vollausstattung mit verschiedenen Medien beinahe selbstverständlich ist. Eine Familie verfügt meist über einen Fernseher, einen oder mehrere Desktop-PCs, Laptops, Tablets mit Internetzugang, daneben Smartphones und weitere Geräte. Ein Teil der Kinder besitzt im Alter zwischen sechs und 13 Jahren nach Angaben der Kinder-Medien-Computer-Internetstudie (kurz: KIM-Studie) bereits ein eigenes Handy oder Smartphone (47 Prozent) und/oder einen Fernseher (35 Prozent).

Ins Internet geht die Mehrheit der Sechs- bis 13-Jährigen allerdings über ein Gerät der Eltern von zu Hause aus. Das bedeutet, dass das Zuhause in der Regel der erste Ort ist, an dem Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit dem Internet sammeln. Eltern stellen durch ihre (Medien-)Erziehung wichtige Weichen dafür, wie ihr Kind mit diesem Medium umgeht. In Anbetracht der ständigen technischen und inhaltlichen Neuerungen rund um das (mobile) Internet ist das keine leichte Aufgabe.

Es gilt, die Kinder im Umgang mit dem (mobilen) Internet zu begleiten, sie für die Chancen und Risiken zu sensibilisieren und sie so zu bewussten und informierten Mediennutzern zu erziehen. Hand in Hand mit der elterlichen Medienerziehung gehen technische Schutzmaßnahmen, die vor allem bei den jungen Internetnutzern bis zwölf Jahre eine besondere Relevanz haben.

Wagt Ihr Kind gerade die ersten Schritte im Internet, ist es wichtig, dass Sie als Eltern diese Schritte begleiten und als Ansprechpartner jederzeit verfügbar sind. Ist Ihr Kind unter zwölf Jahre alt, ist es empfehlenswert, einige technische Schutzmaßnahmen auf den Geräten, die das Kind nutzt, zu installieren. So können Sie verhindern, dass es mit bestimmten Inhalten online in Berührung kommt, die es überfordern oder verunsichern könnten:

Desktop-PC/Laptop:

- Spamfilter/Firewall installieren

- eigenes Benutzerkonto mit eingeschränkten Zugriffsrechten anlegen

- Jugendschutzsoftware installieren (z. B. JusProg, Kinderschutzsoftware der Deutschen Telekom)

- Kindersuchmaschine als Standard-Browser festlegen (z. B. fragfinn.de, blinde-kuh.de)

- geeignete Startseite festlegen (z. B. meine-startseite.de, fragfinn.de, blinde-kuh.de)

- Lesezeichen/Favoriten mit geeigneten Websites anlegen

Tablet/Smartphone:

- eventuell Vertrag ohne Internetzugang wählen/WLAN deaktivieren

- Spamfilter/Firewall installieren

- Jugendschutzsoftware installieren (z. B. Vodafone Child Protect, Surfgarten, KinderServer)

- geeignete Apps installieren (z. B. gute-apps-fuer-kinder.de, klick-tipps.net)

Was sollte Ihr Kind wissen, wenn es im Netz unterwegs ist?

Je älter Ihr Kind wird, desto mehr wird es sich aus dem geschützten Bereich ins offene Netz wagen wollen, um dort eigene Erfahrungen zu sammeln. Dann ist es vor allem wichtig, das offene Gespräch mit dem Kind zu suchen, um einige relevante Themen gemeinsam zu besprechen: 

- Sprechen Sie mit Ihrem Kind über problematische OnlineInhalte, die ihm begegnen könnten. Machen Sie deutlich, dass Sie als Ansprechpartner in einem solchen Fall immer zur Verfügung stehen. Wenn Ihr Kind trotz aller Absprachen in Kontakt mit problematischen Inhalten gekommen ist, geben Sie ihm nicht die Schuld daran. Sie können gemeinsam mit Ihrem Kind Beschwerde gegen problematische Inhalte einlegen (z. B. auf jugendschutz.net, kjm-online.de, Internetbeschwerdestelle.de).

- Klären Sie Ihr Kind über Kostenfallen und finanzielle Risiken im Internet auf und sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Thema Werbung. Versuchen Sie gemeinsam Werbebotschaften und -absichten im Netz kritisch zu hinterfragen (z. B. Internetabc.de, mediasmart.de, watchyourweb.de).

- Machen Sie Ihrem Kind die Wichtigkeit eines respektvollen Umgangs mit anderen Nutzern im Internet, zum Beispiel in sozialen Netzwerken, Chats oder Foren, deutlich. So, wie es selbst gerne von anderen behandelt werden möchte, sollte es sich auch gegenüber anderen Nutzern verhalten. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, kann sich Ihr Kind über Meldemöglichkeiten dagegen wehren. Sehen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind die Melde möglichkeiten in den Communitys an, die Ihr Kind gerne nutzt.

- Sensibilisieren Sie Ihr Kind für den Umgang mit persönlichen Daten. Nicht alle Informationen über uns sind für die Allgemeinheit bestimmt. Bevor man also Informationen von sich preisgibt, gilt es, sich zu überlegen, für wen diese zugänglich sind und was mit diesen Informationen geschehen kann. Denn einmal veröffentlicht, können sie nicht mehr zurückgeholt werden (vgl. Internetabc.de, youngdata.de). Wenn Ihr Kind zur Preisgabe persönlicher Informationen aufgefordert wird, sollte es dies mit Ihnen als Eltern besprechen und diskutieren. In sozialen Netzwerken sollten Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind die Privatsphäre-Einstellungen ansehen und diese entsprechend anpassen (was dürfen Freunde, Bekannte oder Fremde von Ihrem Kind wissen?).

- Verdeutlichen Sie Ihrem Kind, dass es selbst Rechte besitzt, aber auch die Rechte anderer wahren muss, also auch Pflichten hat. Ungefragt darf kein Bild oder Video online gestellt werden, auf dem Personen zu sehen sind, die dazu nicht ihre Einwilligung gegeben haben (Stichwort: Recht am eigenen Bild). Andersherum darf auch niemand anderes ein Bild oder Video Ihres Kindes online stellen, ohne es vorher gefragt zu haben. Auch Bilder, Musik oder Videos, die man im Netz findet, darf man nicht ohne Weiteres verwenden. Verdeutlichen Sie Ihrem Kind, dass die Rechte bei dem Urheber des Inhalts liegen und dieser oftmals Geld verlangt, wenn jemand seine Inhalte verwendet (z. B. irights.info, watchyourweb.de).

Wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind ist für die wichtigsten Themen sensibilisiert, es weiß, dass Sie als Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung stehen, und ein angemessener technischer Schutz aktiv ist, steht dem Entdecken des World Wide Web nichts mehr im Wege. Wenn Sie ganz konkrete Regeln mit Ihrem Kind vereinbaren möchten, können Sie auch gemeinsam einen Mediennutzungsvertrag anlegen: www.mediennutzungsvertrag.de

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Weiterführende Links

Hilfestellungen zum Umgang mit dem Internet für Kinder und Infos für Eltern 

Umfassende Informationsseite rund um das Thema „Smartphone und apps“

Studien des medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen

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Klicksafe ist eine initiative der Europäischen Kommission für mehr Sicherheit im Netz.

Seit 2004 finden Eltern und Erziehende auf der Webseite www.klicksafe.de Antworten und Informationen rund um das Thema Internet. Die Landeszentrale für Medien und Kommunikation in Rheinland-Pfalz und der Landesanstalt für Medien in Nordrheinwestfalen sind für die Umsetzung von Klicksafe zuständig.


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