Kinder in die Küche

Wenn wir Kindern ein gesundes Verhältnis zum Essen mitgeben wollen, reicht es nicht, ihnen nur etwas Gutes zu kochen. Wir müssen sie mit einbeziehen
Autorin: Anna Fuchs | Illustration: Friederike Schlenz | Foto: privat | 2019/2

Das funktioniert am besten, wenn wir zusammen entscheiden, was es gibt, und das Essen auch gemeinsam zubereiten. Dabei können wir darüber sprechen, wo unser Essen herkommt und was mit ihm im Körper eigentlich passiert.

Im Alltag können diese guten Vorsätze leicht mal verlorengehen. Es ist bequemer, allein zu entscheiden. Ehrlich gesagt genieße ich auch manchmal die Ruhe in der Küche. Doch die ist meist nicht von langer Dauer: Sie endet spätestens, wenn das Essen auf dem Tisch steht und alle meckern, weil ihre Wünsche unerfüllt geblieben sind.

Wie kann es also anders gehen? In einer guten Gemeinschaft gelten alle Bedürfnisse gleich viel. Alle hören einander zu und arbeiten zusammen. Zum Beispiel so: Wir sammeln alle Wünsche und schauen nach, was unsere Vorräte hergeben. Dann überlegen wir, wofür unsere Zeit gerade reicht. Dabei zählen die Wünsche der Kinder genauso wie meine eigenen und mein Bedürfnis nach gesunden Zutaten.

Wenn meine Kinder dann etwas aus der Kategorie »lecker und ungesund« vorschlagen, zum Beispiel Pizza, fügen sie mittlerweile sofort hinzu: »Ja, Mama, und dazu viel Salat, Sprossen und Fermentiertes.« Damit können wir alle gut leben. Genuss macht glücklich! Nur wenn Essen schmeckt, ist es wirklich gesund. Wenn wir etwas essen müssen, was uns nicht schmeckt, sind wir gestresst, und Stress ist immer ungesund.

Kleine Köche

Meine Kinder sind zwei, fünf und acht Jahre alt. Alle arbeiten in der Küche mit. Jeder so, wie er kann und möchte. Das mag nach Chaos klingen. Aber je öfter sie mitmachen, desto selbständiger werden sie. Sie übernehmen viele Aufgaben: Gemüse schneiden, Teig umrühren, Salat schleudern, Sprossen wässern oder den Tisch decken. Mein Fünfjähriger schneidet außerdem jeden Morgen das Obst für unser Frühstück. Diese Aufgabe hat er sich selbst ausgesucht. Er kann dabei nicht nur naschen, er übernimmt auch Verantwortung. Sollte mal jemand anderes auf die Idee kommen, das Obst zu schnippeln, gibt es Protest.

Wenn wir die Arbeit und die Verantwortung mit den Kindern teilen, machen sie die unentbehrliche Erfahrung, wichtig zu sein. Sie fühlen sich verbunden und zeigen, was sie können. Und es gibt auch angenehme Nebeneffekte. Meine Kinder schälen zum Beispiel liebend gern Kartoffeln, was mir nicht ansatzweise so viel Spaß macht. So sind wir ein gutes Team: Jeder übernimmt die Aufgaben, die ihm liegen. Und was man gern macht, macht man auch gut.

Geschichten aus dem Bauch

Je besser Kinder verstehen, was in ihrem Körper passiert, desto bewusster können sie sich für das entscheiden, was ihnen guttut. Am leichtesten lernen sie, wenn wir gemeinsam und spielerisch Geschichten erfinden. In diesem Spiel übernehmen Lebensmittel verschiedene Rollen: Zucker ist der Räuber, vor dem man sich vorsehen muss, denn er begibt sich im Bauch auf Beutezug. Sprossen hingegen sind wohlgesinnte Freunde, Fermentiertes die Polizisten, die im Körper für eine gute Ordnung sorgen. So wird jede Mahlzeit zu einer Geschichte. Und die braucht natürlich ein gutes Ende, bei dem der höhere Anteil der »freundlichen« Lebensmittel für ein gesundes Gleichgewicht im Darm sorgt.

Am liebsten essen wir so: Wir entscheiden uns für eine Basis aus Vollkornreis, Quinoa, Linsennudeln oder Kartoffeln etc. Und dazu stellen wir wie bei einem Buffet lauter gesunde Köstlichkeiten auf den Tisch: rohe Öle, Hanfsamen, Hefeflocken, Tahin, frischen Salat, Sprossen, rohes und fermentiertes Gemüse. So kann sich jeder selbstbestimmt seinen bunten Geschichtenteller zusammenstellen.

Wenn wir all das erfolgreich umsetzen, können wir Kindern ein gutes Verhältnis zum Essen, die Herkunft von Lebensmitteln und ihre Bedeutung für unsere Gesundheit vermitteln. Dass man auf diese Art und Weise außerdem viel Zeit mit der Familie verbringen kann, macht das Ganze umso wertvoller.


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Anna Fuchs

ist die Frau hinter dem Food-Blog »Blattgold«: Sie teilt ihre Erfahrungen und ihr Wissen in Kochkursen und begleit Menschen individuell auf dem Weg in ein gesundes, zuckerfreies Leben.


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ILLUSTRATION: FRIEDERIKE SCHLENZ | PHOTO: PHORMS EDUCATION SE | 2019/2