Sprachreise nach Costa Rica

„Ein Leguan im Garten“: Kristin-Noelle Krapp ist 15 Jahre alt und besuchte die 10. Klasse des Phorms Campus München. 2013 war sie für fünf Monate in Costa Rica und hat dort eine bilinguale Schule besucht
FOTO: PIXABAY | 2014

 

Wann und wo genau warst du in Costa Rica?

Ich war von Februar bis Juni 2013 in Miramar. Das ist ein kleiner Ort in der Nähe von Puntarenas an der Pazifikküste Costa Ricas.

Wie hast du dort gewohnt?

Ich war bei einer Gastfamilie untergebracht. Ich hatte eine Gastmutter und zwei Gastschwestern, die beiden waren 17 und 20 Jahre alt. Wir haben in einem kleinen Haus gewohnt und ich hatte dort mein eigenes Zimmer.

Wie bist du auf die Idee gekommen, nach Costa Rica zu gehen?

Ich war noch nie in Lateinamerika und wollte außerdem mein Spanisch verbessern. Da passte Costa Rica sehr gut.

Warst du vorher schon einmal längere Zeit im Ausland?

Ich habe drei Jahre lang mit meiner Mutter zusammen in Paris gelebt. Ich kannte es also schon, länger im Ausland zu sein, aber ich war noch nie alleine unterwegs.

Was hat dir während deines Aufenthalts in Costa Rica besonders gut gefallen?

Ich habe sehr viele Erfahrungen gemacht, was toll war. Die Leute waren sehr nett und die ganze Umgebung, Flora und Fauna sind sehr beeindruckend.

Wie genau kann man sich die Umgebung dort vorstellen?

Es gibt sehr viele unterschiedliche Gegenden in Costa Rica. Ich war im Norden, wo es sehr viel Regenwald gibt und deshalb auch immer wieder ein paar wilde Tiere. Einmal habe ich einen riesigen

Leguan vor meinem Haus gesehen, er war mindestens einen halben Meter lang. In Costa Rica gibt es keine richtigen Jahreszeiten, sondern nur Regen- und Trockenzeit. In der Trockenzeit wurde es einmal 45 Grad heiß.

Wie sah denn ein normaler Tag bei dir aus?

Unter der Woche war ich von 7.30 Uhr bis 15 Uhr in der Schule, musste aber jeweils eine Stunde mit dem Schulbus fahren. Abends bin ich zum Taekwondo in eine kleine Taekwondo-Schule gegangen. Ich habe dort jeden Tag trainiert. Es gab leider nicht so viele verschiedene Angebote, deshalb habe ich sehr viel Sport gemacht.

Hast Du schnell Freunde gefunden?

Ja, es war leicht, Anschluss in der neuen Klasse zu finden. Meine Klassenkameraden haben sich sehr gefreut, dass jemand Neues dazu kam und deshalb wollten sie auch sehr schnell mit mir Kontakt schließen. Anfangs war ich die einzige Austauschschülerin. Später kam noch eine andere dazu.

Was für eine Schule hast du dort besucht?

Es war eine bilinguale Privatschule. Allerdings war der ganze Unterricht, bis auf den Englischunterricht, auf Spanisch.

Wie hat es denn mit der Verständigung geklappt? Konntest Du vorher schon Spanisch?

Nein, nicht wirklich. Ich habe in der Schule in Deutschland zwar ein wenig Spanisch gelernt, aber in Costa Rica habe ich schnell gemerkt, dass mir das überhaupt nicht hilft. Aber ich habe schnell gelernt. Ich konnte alle sehr bald verstehen, man hört die Leute ja den ganzen Tag nur Spanisch reden. Sprechen konnte ich dann immer besser, aber meine Aussprache ist noch immer nicht perfekt.

Hattest du auch Heimweh?

Am Anfang hatte ich überhaupt kein Heimweh, es hat sich mehr wie ein langer Urlaub ohne Eltern angefühlt. Zum Ende hin hatte ich dann schon ein wenig Heimweh, aber es ging.

Wenn du jetzt an die Erfahrungen zurückdenkst, die du gemacht hast, was war für dich das Besondere daran?

Ich habe auf jeden Fall gelernt, selbständig zu sein – ohne Eltern und ohne fremde Hilfe. Meine Mutter war einfach zu weit weg und auf die Partnerorganisation vor Ort war kein Verlass. Ich habe nämlich noch einmal die Gastfamilie gewechselt und musste sehr viel selbst regeln und organisieren. Das war für mich wahrscheinlich die wichtigste Erfahrung.

Wenn du an das Land und die Menschen denkst, was sind für dich die größten Unterschiede zu Deutschland?

Also die Costa Ricaner achten nicht besonders auf die Zeit. Wenn man sich für 6 Uhr verabredet, kann es auch mal 9 Uhr werden, bis alle da sind. Die Menschen in Costa Rica sind viel offener als in Deutschland, sie begrüßen sich viel warmherziger und sind viel offener gegenüber Fremden. Sie interessieren sich auch extrem für andere Kulturen.

War das Essen in Costa Rica sehr anders als in Deutschland?

Das Essen in meiner Familie war sehr eintönig, es gab drei Mal am Tag sieben Tage die Woche Reis mit Bohnen, genannt „Gallo Pinto“, die Nationalspeise Costa Ricas. Wenn ich etwas Glück hatte, gab es vielleicht ein wenig Ketchup dazu. Meine Gastfamilie hat auch kaum Früchte gegessen, obwohl sie sehr viele frische Früchte wie Bananen, Sternfrüchte und Avocados in ihrem eigenen Garten hatten. Die habe ich dann gegessen.

Was würdest du jemanden von zuhause empfehlen mit nach Costa Rica zu bringen, wenn er dort hin möchte?

Einen Computer. Ich habe in einem sehr kleinen Ort gewohnt und dann gab es manchmal Momente, wo es nichts zu tun gab. Da ist ein Computer ganz hilfreich – vor allem auch, um den Kontakt zu seinen Freunden in Deutschland zu halten. Dann ist es leichter, wieder Anschluss zu finden, wenn man zurückkommt.


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2014
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