Freiwilligenarbeit in Kambodscha

„Skorpione unterm Kopfkissen“: Fiona Beckmann ist 16 Jahre alt und besucht die 10.Klasse des Phorms Campus München. In den Sommerferien war sie in einem kleinen Dorf in Kambodscha und hat als Freiwillige in einer Schule unterrichtet
FOTO: PRIVAT | 2014

 

Wann und wo genau warst du in Kambodscha?

Ich war 2013 in den Sommerferien zum Unterrichten an zwei Schulen im Nordosten Kambodschas für insgesamt drei Wochen. Dort habe ich Freiwilligenarbeit geleistet. Ich war dann aber auch noch in der Hauptstadt Phnom Penh und in Siam Reap, das ist die Stadt in der Nähe der berühmten Tempelstadt Angkor Wat.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Freiwilligenarbeit in Kambodscha zu leisten?

Ich hatte große Lust, Zeit in einem sozialen Projekt zu verbringen. Weil eine Freundin meiner Mutter dieses Projekt mitorganisiert hat, passte das sehr gut. Ich habe dann mit einer guten Freundin zusammen daran teilgenommen.

Wie war der Aufenthalt organisiert?

Wir sind mit der Organisation conCultures e.V. in Kambodscha gewesen, die das Freiwilligenprojekt

organisiert hat. Das Ziel der Organisation ist es, Bildungsinitiativen in armen Regionen zu unterstützen. Mit vier anderen Jugendlichen und der Organisatorin der Reise bin ich dann nach Kambodscha, um in Kooperation mit der Organisation United World Schools (UWS) an zwei Schulen zu unterrichten.

Wie habt ihr die Menschen vor Ort unterstützt?

Also wir haben die Kinder dort unterrichtet und verschiedene Aufgaben übernommen. Aber in erster Linie waren wir eine super Unterstützung für die Kinder, um Englisch zu lernen. Bevor wir nach Kambodscha gefahren sind, hatten wir noch Spenden gesammelt und waren alle total positiv überrascht, wie viel Zuspruch unser Projekt bekommen hat. Insgesamt bekamen wir sechs Laptops und 3.500 Euro. Das haben wir dann alles UWS zur Verfügung gestellt.

Was waren deine Aufgaben?

Wir haben in der Dorfschule, die von UWS aufgebaut wurde, ausgeholfen. Wir haben die Lehrer in der Betreuung der Kinder vor allem mit Englisch sprechen unterstützt und mit den Kindern viel gespielt. An beiden Schulen haben wir jeweils ein Fach unterrichtet. Ich habe zusammen mit einem zweiten Volunteer einmal Kunst und dann Sport unterrichtet.

Zu zweit mussten wir uns überlegen und vorbereiten, was wir mit den Kindern machen wollen. Es gab jeweils vier unterschiedliche Altersgruppen – von den Kleinsten, die gerade erst sitzen konnten, bis hin zu gleichaltrigen Jugendlichen. Das war eine echte Herausforderung.

Wie konntest Du Dich verständigen?

Das war auf jeden Fall eine Herausforderung, weil sie alle nicht besonders gut Englisch konnten. Wir haben auch ein paar Wörter Khmer gelernt, aber schon nach ein paar Tagen haben wir uns mit allen so gut verstanden, ohne dass wir viel sprechen mussten. Das Größte für mich war zu merken, dass ich mich mit allen super gut auch ohne viele Worte verstehe.

Wie hast du dort gewohnt?

Wir haben in den Klassenzimmern in Hängematten geschlafen, was sehr ungewohnt aber auch lustig war. Und vor allem auch sinnvoll, weil man so beim Schlafen vor Skorpionen und Schlangen geschützt war. Nachts wurden wir meistens klitschnass, weil es sehr viel geregnet hat und die Klassenräume halb offen waren. Gewaschen haben wir uns einfach jeden Tag im Fluss. Es war echt eine spannende Erfahrung.

Wie sah denn ein normaler Tag für dich aus?

Von 7.30 bis 11 Uhr haben wir die Kinder unterrichtet, dann war Mittagspause, weil es auch zu heiß und feucht wurde, um etwas zu machen. Danach kamen die Kinder nochmal und wir haben noch zusammen gespielt und auch ein Theaterstück einstudiert, auf Khmer und auf Englisch.

Empfindest Du nach diesen Erfahrungen deinen Alltag in Deutschland jetzt anders?

Natürlich ist es schön, wieder in seinem eigenen Bett zu liegen. Es ist auch toll, wenn ich nicht zuerst unter die Bettdecke und unters Kopfkissen schauen muss, um zu kontrollieren, ob es sich ein Skorpion in meinem Bett gemütlich gemacht hat. Aber daran gewöhnt man sich schnell.

Hattest du Heimweh?

Nicht wirklich. Natürlich habe ich meine Familie vermisst, aber es war alles in Ordnung. Und eigentlich hatte ich auch gar keine Zeit für Heimweh, weil der ganze Tag vom Aufstehen bis zum Schlafengehen total durchgeplant war.

Hast du neben deiner Familie noch etwas anderes vermisst?

Ich habe ‚gescheites Essen‘ vermisst, denn wir haben zum Frühstück, Mittag- und Abendessen immer nur Reis gegessen. Dreimal am Tag Reis mit Soße ist sehr eintönig und ich hatte manchmal einfach richtig Lust auf einen Salat oder eine Pizza.

Wenn du an das Land und die Menschen denkst, was sind die größten Unterschiede zu Deutschland? Und was vermisst du hier vielleicht?

In Kambodscha ist der Glauben sehr präsent, vor allem durch die ganzen Tempel überall. Das war schon eine Umstellung für mich. Aber ich glaube, deshalb haben die Menschen dort auch so einen starken Zusammenhalt. In Deutschland ist es ganz anders, weil so viele verschiedene Religionen präsent sind und Religion für uns nicht so wichtig ist. Kambodscha ist aber noch nicht so weit entwickelt und ich glaube, deshalb ist der Glauben für die Leute besonders wichtig.

Welche Tipps hast Du für Leute, die überlegen, Freiwilligenarbeit zu leisten?

Jeder sollte etwas machen, dass ihn interessiert. Wenn man nicht gerne mit Menschen arbeitet, dann empfehle ich, etwas mit Tieren zu machen und umgekehrt. Es sollte eine Aufgabe und ein Land sein, dass denjenigen interessiert.


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