„Wir fahren nach New York“

Für die Schülerkonferenz der United Nations International School verbrachten zwölf Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse vom Phorms Campus Berlin Mitte eine Woche im Big Apple. Ihr Tagebuch:
AUTOREN: LUKAS, JONATHAN , DANIELLE; PHORMS CAMPUS BERLIN MITTE | FOTO: PIXABAY | 2015/2

 

1.März

Der erste Tag im Big Apple hatte begonnen. Als ich an der UNIS ankam, fielen dicke weiße Schneeflocken vom Himmel. Der Schneeschauer entmutigte uns aber nicht und entschlossen gingen wir zur Grand Central Station. Dieser Bahnhof ist der größte Bahnhof der Welt. Wenn man nicht aufpasst, kann man sich ganz schnell zwischen den 123 Gleisen verirren. Unser nächster Stopp war der Times Square. Dort angekommen, ließen wir uns einfach von der Menschenmasse treiben. Mit dem Kopf im Nacken bestaunten wir das Lichtermeer der Werbeslogans. (JS)

2. März

5.000 Jahre Geschichte, die durch knapp zwei Millionen Exponate nacherzählt werden – das Metropolitan Museum of Arts (MET) ist das größte Kunstmuseum der Vereinigten Staaten und war unser erster Halt an diesem Tag.

In kleinen Gruppen konnten wir wahre Schätze des alten Ägyptens, der Antike und der alteuropäischen Epoche bestaunen. Obwohl vielen schon die Beine nach dem vielen Laufen in dem Museum schmerzten, machten wir danach einen kleinen Spaziergang durch den verschneiten Central Park. In der normalerweise ach so „grü- nen Lunge New Yorks“ ersetzten Skilangläufer die Jogger. Wir liefen weiter bis zur Brooklyn Bridge. Wir hätten uns keinen besseren Zeitpunkt für das Überqueren der Brücke aussuchen können: Wir blickten auf einen blauen Himmel und einen atemberaubenden Sonnenuntergang, der die Wolkenkratzer und die Freiheitsstatue in einem schimmernden Orange und Gelb erleuchten ließ. Das war einer der schönsten Momente unserer Reise.(LL)

3. März

Heute trafen wir uns direkt am American Museum of Natural History. Viele hatten die Komödie „Nachts im Museum“ gesehen und erkannten den großen Eingangsbereich. Nach dem Museum teilte sich unsere Gruppe auf: Ein Teil ging in die Straßen des Big Apples zum Shoppen und ein anderer zum 9/11 Memorial am Ground Zero. Dort wo bis zum tragischen Tag des 11. September 2001 die Zwillingstürme des World Trade Center standen, wurden Wasserbassins mit Wasserfällen errichtet. Dieser Ort hatte eine stark bedrückende Atmosphäre. Es war für mich ein sehr bewegender Moment, dort zu stehen, der durch den immer stärker werdenden Schneefall und den grauen Himmel nur noch verstärkt wurde. (LL)

4. März

Morgens trafen wir uns mit allen anderen Teilnehmern der UNIS-UN-Schülerkonferenz vor der UNIS für einen sogenannten exchange day. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt, in denen wir jeweils eine Einführung in das Thema Nachhaltigkeit bekamen. Wie wir in Zukunft Ressourcen nutzen können, ohne die Stabilität und natürliche Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems zu beschädigen, ist eine der Hauptfragen der Konferenz. Wir starteten mit einer Diskussion zu den Themen Energie und Keystone-Pipeline. Die fast 3.500 Kilometer lange Pipeline transportiert Rohöl von Kanada nach Texas. Seit mehreren Jahren wird die Erweiterung der Keystone-Pipeline diskutiert. Umweltschützer warnen vor katastrophalen Folgen möglicher Lecks und unter anderem vor der Freisetzung von Treibhausgasen bei der Ölgewinnung aus Teersand. Es war interessant, den vielen unterschiedlichen Meinungen der Schülerinnen und Schüler über Energiealternativen weltweit zuzuhören und auch selbst seinen Standpunkt zu diesem Thema zu vertreten. (DH)

5. März

Am Eingang des UN-Hauptquartiers vor der bekannten Non-Violence-Skulptur, ein Revolver mit einem zugeknoteten Lauf, hatte sich schon eine lange Schlange an Schülerinnen und Schülern gebildet. Nach dem minutiösen Sicherheitscheck gingen wir in den Saal der Generalversammlung.

In der Mitte der sogenannten United Nations General Assembly Hall thront das Emblem der Vereinten Nationen: die Erdkugel, umrahmt von zwei Olivenzweigen.

Davor das majestätische Rednerpult und ringsherum Sitzblöcke mit jeweils sechs Plätzen. Wir nahmen auf den Sesseln Platz, die mit Schildern der verschiedenen Nationen, die an den regulären UN-Versammlungen teilnehmen, gekennzeichnet sind.

Generalsekretär Ban Ki-moon eröffnete die 39. UNIS-UN-Schülerkonferenz. Ihm folgten Amina J. Mohammed, Sonderberaterin des UNO-Generalsekretärs für Entwicklungsplanung, mit einer Rede über das Hauptthema Sustainability: Balancing people, planet and profit. Sie führte uns vor Augen, wie wichtig Nachhaltigkeit ist und wie sich insbesondere unsere Generation den Problemen zu diesem Thema stellen muss. Die Redner stellten ihre Argumente sehr klar und strukturiert dar. Nach jeder Rede hatten wir die Möglichkeit, den Sprechern Fragen zu stellen. Alles in allem war der Tag sehr aufregend und informationsreich. (JS)

6. März

Der zweite Tag der Konferenz begann mit einer Rede von Hans Gösta Rosling, Professor für Internationale Gesundheit am Karolinska-Institut und Direktor der Gapminder-Stiftung in Stockholm. Als Einstieg hatte er ein kleines Quiz vorbereitet. Wir beantworteten zum Beispiel die Frage: „Wie viel Prozent an Kindern auf der Welt unter einem Jahr wurden gegen die Masern geimpft?“.

Als wir die Antwort lasen, waren wir alle sehr verwundert. Die meiste Zeit hatte die Mehrheit alle Fragen falsch beantwortet. Beispielsweise sind nicht 20 % oder 50 % der Kinder auf der Welt gegen Masern geimpft, sondern 80 %. Professor Rosling erklärte uns, dass wir schon vorgefertigte Meinungen über bestimmte Themen haben und deshalb diese Fragen falsch beantworten. Zusammenfassend könnte man sagen, dass Professor Rosling nicht die Welt, sondern den Blick, den die Menschen auf sie haben, verändern möchte. Wichtig sei hierbei, seine Vorurteile abzulegen. Nach den Vorträgen fand eine Schülerdiskussion zum sehr umstrittenen Bau der Keystone-Pipeline XL statt. Da wir aber rund 400 Schülerinnen und Schüler im Saal waren, konnten wir leider nicht aktiv an den Fragerunden teilnehmen.

Am Abend fand eine Abschlussfeier in der UNIS statt. Auch Musik wurde gespielt. Das Besondere daran war, dass alle Lieder textlos waren. Die UNIS möchte, dass sich niemand durch Liedertexte persönlich angegriffen fühlt. Es gilt also ein strenges Musiktextverbot.

Mit diesen unvergesslichen Eindrücken und Erlebnissen flogen wir am nächsten Tag zurück nach Berlin. (DH)


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2015/1
AUTOR: DANIELLE M. HOCHE | GRAFIK: SUSANNE AHNER