»Jeder Tag ist anders. Und das ist das Schönste.«

Karina ist elf Jahre alt und besucht die 6. Klasse auf dem Phorms Campus Berlin Mitte. Als Ende März der Meeresbiologe, Forschungstaucher, Umweltschützer, Fotograf und Kameramann Robert Marc Lehmann am Campus einen mitreißenden Vortrag hielt, war Karina begeistert und durfte ihn anschließend interviewen. Viel Spaß beim Lesen!
Autor: Karina | Foto: unsplash.com/Ishan @seefromthesky | 2019/1

Robert Marc Lehmann ist Meeresbiologe, Zoologe, (Unterwasser-)Fotograf und Kameramann, Forschungstaucher, Filmemacher, Abenteurer und Umweltschützer. Man nennt ihn auch »den Fisch auf zwei Beinen«, denn er liebt die Unterwasserwelt. Er erforscht, filmt und fotografiert Tiere mit Leidenschaft. Robert war schon in allen Klimazonen tauchen. Er forscht und fotografiert aber auch über Wasser. Verletzungen gehören natürlich dazu, doch davon lässt sich Robert nicht einschüchtern.

Er wurde am 7. Februar 1983 in Jena geboren, wo er auch aufwuchs. Bereits mit drei Jahren konnte er schwimmen, weil sein Opa es wichtig fand, dass Robert nicht so leicht ertrinkt. Bücher, Filme und Menschen, die sich für das Meer eingesetzt haben, Angelausflüge und sein Großvater haben ihn zu seinem jetzigen Job inspiriert. Sein Opa hat ihn oft mit in die Natur genommen und ihm viel darüber erzählt. Dann ging Robert nach Kiel und studierte Meeresbiologie, Zoologie und Forensische Medizin. Mit 19 Jahren schwamm er zum ersten Mal mit Taucheranzug. Noch als Student wurde er Teamleiter am »Ozeaneum« in Stralsund. Er hat nun eine Firma für Unterwasserforschung und Filmproduktionen.

Roberts Lieblingsunterwassertiere waren schon immer Orcas. »Die finde ich am allerbesten«, sagt er. Er mag besonders Argentinien, denn dort gibt es Wüste, Berge, Meer und Orcas. Ihm gefallen fast alle Lebensräume, außer Städte, weil es dort viel Beton gibt. Er liebt jedoch alles, was mit Wald, Regenwald oder Meer zu tun hat – da fühlt er sich wohl. Roberts erste Orca-Rettung blieb ihm besonders im Gedächtnis: »Den ersten Wal zu retten, das vergisst man nie wieder. Ebenso seinen ersten Blauwal zu sehen – weltweit gibt es nur noch 5000 – ist eine coole Nummer. Auch das erste Mal Tiere wie Elefanten oder Tiger in der Freiheit zu sehen und festzustellen: Die sehen anders aus als im Zoo, verhalten sich ganz anders und meine Güte, war ich blöd, früher, als ich geglaubt habe, das hätte was mit den Tieren in freier Natur zu tun.« Robert hat unheimlich viele Lieblingsgewässer. Er liebt die Poor Knights Islands, wo es sehr viele Fische, Seelöwen und Orcas gibt. Außerdem mag er die Azoren: »Da leben viele Haie und Wale, es gibt schönes blaues Wasser und es hat 24 Grad.« Er mag auch Norwegen, dort gibt es große Algenwälder. Seine Lieblingsfotos, die er selbst gemacht hat, sind immer die mit Haien. Aber auch das Foto mit der winkenden Kegelrobbe, das ihn zum National Geographic Photographer gemacht hat. Er schätzt es, Kameramann zu sein und Tiere zu filmen. Robert tut außerdem viel für die Umwelt und engagiert sich für Tiere. 

Er hält regelmäßig ein- bis zweistündige Vorträge zu Umweltthemen in Schulen, wobei er zum Beispiel klarmacht, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schützen. Er erzählt auch darüber, wie er die Umwelt schützt oder wie wir die Umwelt schützen können. Zwei Beispiele:

„Wie du schon weißt, nimmt Nutella, weil es Palmöl enthält, den Orang-Utans ihr Zuhause, den Urwald, die Familie oder auch beides weg. Dadurch, dass sie die Bäume abholzen oder verbrennen, also den Baum von unten anzünden, fällt der Baum um und die Orang-Utan-Familie gerät in Lebensgefahr.
Wie du helfen kannst:
Du kannst zum Beispiel kein Nutella oder irgendeine Schokocreme mit Palmöl kaufen. Wenn auf dem Produkt Palmfett drauf steht, ist es das Gleiche. Wenn du dich nicht so schnell davon trennen kannst, kannst du auch andere Schokocreme kaufen. Die Schokocreme ohne Palmöl kann man auch in fast allen Supermärkten kaufen. Dadurch, dass weniger Nutella verkauft wird, braucht man auch weniger Palmöl, also auch weniger Platz für Palmöl-Plantagen. Dadurch haben die Orang-Utans mehr Urwald und verlieren auch nicht ihre Familie.

Manche Leute haben echtes Fell an ihren Jacken. Dieses Fell kommt von Tieren, die mit Fisch gefüttert werden. Schließlich werden die Tiere getötet, nur um das Fell zu verkaufen.
Wie du helfen kannst:
Kauf einfach diese Jacken mit echtem Fell nicht. Wenn du schon eine Jacke mit echtem Fell hast, trenn das Fell von der Jacke und gib es den Tieren, die es gebrauchen können. Die Vögel können daraus ihre Nester bauen. Die werden es benutzen. Dadurch müssen Tiere nicht getötet und Fische müssen nicht geangelt werden.“

Roberts Arbeitstag startet ganz unterschiedlich. Manchmal muss er früh aufstehen, zum Beispiel, wenn er zum Flugzeug muss. Manchmal fängt er erst später an. Jeder Tag ist unterschiedlich. Robert wurde schon sehr oft von einem Tier attackiert, zum Beispiel von einem Lama, das ihn angespuckt hat, einem Petermännchen, das ihn gestochen hat oder von Haien, die ihn angerempelt haben. Robert verdient nicht so viel Geld. Wenn er mehr verdienen würde, würde er mehr Filme und Projekte machen. „Es ist manchmal superanstrengend, weil die Leute denken, ich hätte nur Abenteuer, Reisen und rette Tiere, aber sie sehen nicht das ganze im Auto sitzen, Hotels, E-Mails, Telefonate, Steuererklärung, sich streiten, Geld verlieren, bestohlen werden – das sehen die Menschen alles nicht.“

Doch er sagt auch, dass es schöne und schlechte Seiten gibt. „Und das ist, glaube ich, bei jedem Job so. Dass er schöne Seiten und schlechte Seiten hat. Das Beste an meinem Job ist tatsächlich, dass er abwechslungsreich ist. Jeder Tag ist anders. Und das ist das Schönste.“


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Ein Abend voller Begegnungen

Hallo, ich heiße Edgar, bin elf Jahre alt und gehe in die 6. Klasse auf dem Phorms Taunus Campus in Steinbach. Ich habe diesen Text beim Kinder- und Jugendliteraturwettbewerb Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis eingereicht. Man sollte eine spannende und außergewöhnliche Kurzgeschichte, ein Märchen oder eine Science-Fiction-Geschichte schreiben, die das Motto »Begegnungen« beinhaltet. Viel Spaß beim Lesen!
2018/2
Text: Edgar | Illustration: pixabay.com/Lwcy Design