Der Facebook-Mobber

Eine Kurzgeschichte von Benedikt Zundel
AUTOR: BENEDIKT ZUNDEL, 5. KLASSE, PHORMS TAUNUS CAMPUS | FOTO: PIXABAY | 2014

 

Es war einmal ein Junge namens Sunjay und er war 13 Jahre alt. Sein ganzer Name war Sunjay Baumann. In der Schule erzählten sich alle seine Freunde, dass Facebook sooooo toll ist. Bisher hatte sich Sunjay gar nicht so besonders für Computer interessiert. Deshalb kannte er sich da auch gar nicht so gut aus. Um aber nicht doof da zu stehen, setzte er sich am Nachmittag an den Computer seiner Mutter und richtete sich auch einen Account auf Facebook ein. Er meldete sich unter seinem ganz normalen Namen an und war sehr verwundert, als er ganz schnell Post von einem „Digda“ bekommen hat. Mit dem Namen konnte er nichts anfangen, aber der Typ schien witzig zu sein. Sie chatteten den ganzen Nachmittag. Auf einmal schrieb dieser Typ: „Es war einmal ein dicker Mann, namens Sunjay Baumann. Sunjay Baumann hieß er, große Furze ließ er!“. Dahinter lachte ihn noch ein Smiley an. Sunjay schrieb zurück, dass er das nicht lustig findet. Kurz darauf erhielt Sunjay eine SMS. Sie war von diesem „Digda“. Der schrieb, dass er beiliegendes Bild auf Face - book posten würde, wenn Sunjay ihm nicht freiwillig 100 Euro geben würde. Er schrieb, Sunjay soll das Geld übermorgen um 17.00 Uhr an der Statue im Park verstecken und sich dann schleunigst verziehen. Der Verrückte sagte noch einmal wie ernst es ihm ist und dann war die Nachricht auch schon zu ende. Sunjay öffnete das Bild. Was er sah, war unglaublich! Auf dem Foto sah man, wie er vorgestern Abend zu Hause aus der Dusche kam und natürlich nichts an hatte. Wie konnte „Digda“ an dieses Bild kommen? Sunjay fiel auf, dass das Foto jemand von seinem Garten aus gemacht haben muss. Dass bedeutet, dieser „Digda“ muss wissen, wo er wohnt. Außerdem muss „Digda“ auch seine Handynummer haben! Wie hätte er sonst eine SMS schreiben können und Telefonnummern hatten sie beim Chatten nicht getauscht. Es muss also jemand sein, der Sunjay kennt.

Sunjay war verzweifelt. Was sollte er jetzt tun? Seine Mutter konnte er nicht fragen, weil er ja ohne ihre Erlaubnis ihren Computer nutzte und sich, obwohl sie es ihm immer verboten hatte, auf Facebook angemeldet hat. Das traute er sich nicht. Er überlegt: „Wo krieg ich so schnell 100 Euro her?!“ Einen Job so schnell zu finden und bis übermorgen so viel Geld zu verdienen, klappt sicher nicht. Er könnte auch alle seine Freunde fragen, ob ihm jeder ein bisschen Geld leihen könnte. Dazu müsste er ihnen aber die ganze Sache erklären und das wäre ihm unangenehm. Es war aussichtslos! Sunjay konnte am Abend gar nicht einschlafen. Er überlegte die ganze Nacht, was er machen sollte. Als sein Wecker am nächsten Morgen klingelte, war er sehr erschöpft und hatte gar keine Lust in die Schule zu gehen. Es ging ihm nicht aus dem Kopf, dass er am nächsten Tag schon 100 Euro zusammen haben muss. Also setzte er einen Schluss - punkt: „Ich werde heute vor die Klasse gehen und alles erzählen. Vielleicht kann mir da ja jemand helfen oder hat eine Idee.“ Er aß noch schnell ein Butterbrot und lief zur Schule. In der ersten Stunde hatten sie Mathe bei Herrn Herrmann. Der war nett. Der würde Sunjay sicher erlauben, etwas vor der Klasse zu sagen. Und so war es dann auch. Sunjay erzählte, was ihm passiert ist. Auch wenn ein paar kicherten, ließ er sich nicht beirren. Er erzählte sehr überzeugend, dass er sogar schon die Polizei informiert hat. Das fiel ihm gerade plötzlich ein und er beobachtete beim Erzählen ganz genau, wie die anderen reagierten. Er sah, dass der dicke Peter, den er noch nie leiden konnte, ganz nervös auf seinem Stuhl zappelte. Er log, dass die Polizei schon eine heiße Spur hat und dem Täter schon ganz dicht auf den Fersen war. Der dicke Peter wurde immer nervöser und Schweißperlen liefen von seiner Stirn. Sunjay war sich sicher, dass er seinen Erpresser gefunden hat. Er wollte ihn noch ein bisschen quälen und erzählte, dass die Polizei ihm schon gesagt hat, dass den Täter eine harte Strafe erwartet und er sogar ins Gefängnis muss. Auf einmal schrie der dicke Peter laut auf und sagte stotternd: „Ich äh, muss ganz dringend äh… auf ’s Klo.“ Peter rannte raus. Herr Herrmann, der längst verstanden hatte, was hier geschah, zwinkerte Sunjay zu und schickte ihn hinterher. Peter hatte sich auf der Toilette eingeschlossen. Sunjay stellte sich vor die Tür und sagte: „Digda passt ja ganz gut zu dir.“ Peter öffnete die Tür. Sunjay hätte ihm am liebsten ans Schienbein getreten, aber er riss sich zusammen und sagte nur: „Warum hast du das gemacht?“ Peter erklärte, dass er sich einmal stark fühlen wollte. Jeder ärgert ihn, weil er so dick ist und Freunde hat er eigentlich gar nicht. Er hat nur seinen Computer an dem er jeden Tag sitzt und seine Lieblingsdonuts isst. Sunjay sagt: “Du hättest mich auch einfach fragen können, ob wir gemeinsam mal was unternehmen wollen. Donuts esse ich nämlich auch sehr gern.“ Dem dicken Peter ist es peinlich. Er entschuldigt sich bei Sunjay und lädt ihn für den Nachmittag beim Bäcker Müller zu einer Runde Donuts ein. Sunjay sagt zu, aber nur unter der Bedingung, dass der dicke Peter vor seinen Augen das peinliche Foto löscht. Am Abend ging Sunjay noch einmal an den Computer und löschte seinen Facebook Account.


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AUTOR: MAX KLINKE, 9. KLASSE, PHORMS TAUNUS CAMPUS | FOTO: M. ROCKSTROH-KRUFT/CARGO HUMAN CARE