„Gute Bildung ist eine wichtige Grundlage für Chancengleichheit im Leben“

Davon ist Christian Boehringer überzeigt. Daher engagiert er sich im Bildungsbereich. Im Interview mit Dr. Carsten Breyde, geschäftsführender Direktor der Phorms Education SE, erinnert er sich an seine eigene Schulzeit, erklärt was für ihn gute Schule ausmacht und warum er das Phorms-Konzept unterstützt
FOTO: BOEHRINGER INGELHEIM | 2015/1

 

Dr. Carsten Breyde: Warum engagieren Sie sich als Unternehmer in Schulen und Kindertagesstätten?

Christian Boehringer: Als Pharmaunternehmer erforschen und vermarkten wir Medikamente. Um dies  langfristig und unabhängig tun zu können, muss unser Unternehmen Gewinne erwirtschaften. Unser Engagement im Bildungsbereich ist nicht mit dieser Perspektive auf Gewinn ausgerichtet. Wir können aber zeigen, dass wir unsere Erfahrung in der ständigen Verbesserung von Unternehmungen, als „lernende Organisation“ auf Schule als „lernende Schule“ und Kindertagesstätte übertragen können. Außerdem glauben wir, dass gute Bildung eine wichtige Grundlage für Chancengleichheit im Leben ist.

Ausbildungs- und Berufsfähigkeit unabhängig vom Bildungsniveau, vom Einkommen und von der Herkunft der Eltern zu erreichen, ist ein Bildungsziel, das uns nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Bürger am Herzen liegt. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten.

Dr. Carsten Breyde: Wo sehen Sie einen Beitrag von Phorms im deutschen Bildungssystem?

Christian Boehringer: Ein gutes Schulwesen lebt von Bildungspluralität, also von Angeboten, die die Wünsche der Eltern sowie die Bedürfnisse und Talente der Kinder berücksichtigen. Der Schwerpunkt der Phorms-Schulen ist Zweisprachigkeit von der Kita bis zum Abitur. Hinzu kommt, dass das interkulturelle Leben durch Schülerinnen und Schüler unterschiedlichster Herkunft, die Phorms-Schulen besuchen und internationale Lehrer und Erzieher, die in Phorms-Einrichtungen unterrichten und pädagogisch arbeiten, täglich erlebbar wird. Die positiven Merkmale des deutschen Bildungssystems werden in der Systematik der Bilingualität auf Basis der Immersionsmethode mit den innovativen Ansätzen einer international orientierten Bildung verbunden. Das begründet auch die Einzigartigkeit dieses Angebotes.

Dr. Carsten Breyde: Wie sieht für Sie die ideale Schule aus?

Christian Boehringer: Ideale Schulen vermitteln nicht nur Wissen, sondern lehren, wie erarbeitetes Wissen zur Lösung von alltäglichen Problemen angewendet werden kann. Ob ein Schüler seine Zukunft nun als Manager, Lehrer oder Musiker sieht, ist eine individuelle Entscheidung, die sich erst im Laufe der Schulausbildung formt. Eine ideale Schule sollte Schülerinnen und Schülern Chancen im Leben einräumen, ihren persönlichen Traum zu verwirklichen. Es geht immer auch um das Thema des gelingenden Lebensentwurfes.

Dr. Carsten Breyde: Sie haben kürzlich einen weiteren umfangreichen Anteil an der Phorms Education SE, der Muttergesellschaft der Phorms-Schulen erworben. Was bedeutet dieses weitergehende Engagement für die Phorms-Einrichtungen in Deutschland?

Christian Boehringer: Die vielfältigen positiven Entwicklungen der letzten Jahre im Hinblick auf die pädagogische Qualität und auf die ständig steigende Schülerzahl, die sehr positiven Abiturergebnisse und nicht zuletzt die Gesamtkonsolidierung der Gruppe trugen in erheblicher Weise zu dem nun sehr langfristig orientierten Engagement von uns bei. In der festen Überzeugung, dass dieses pädagogische Konzept mit der internationalen Ausrichtung jungen Menschen eine hervorragende Basis für den weiteren Lebensweg bietet, wird das Engagement entsprechend dem Thema sehr langfristig und generationsübergreifend gesehen. Aus Sicht der Schüler, Eltern und Lehrer wird sich nichts ändern. Phorms wird den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Unser zusätzliches Engagement sorgt für weitere strategische Sicherheit. Die Gesellschafter, von denen wir die Anteile übernommen haben, bleiben uns bei gemeinsamen Projekten im Bildungsbereich, die sie fokussieren wollen, partnerschaftlich verbunden.

Dr. Carsten Breyde: Was hat Sie ursprünglich überzeugt, in die Phorms-Konzeption zu investieren?

Christian Boehringer: Private Schulen brauchen eine Anschubfinanzierung. An der Phorms-Konzeption hat uns gereizt, dass diese Anschubfinanzierung als Darlehen langfristig zurückfließt und wir dann weitere Bildungsangebote anschieben können. Damit können die Ursprungsinvestitionen mehrfach genutzt werden. Darüber hinaus hat dieses Modell gegenüber der Spende den Vorteil, dass sich die Organisation selbstständig weiter finanzieren kann und nicht auf jährliche Zuwendung angewiesen ist. Private Schulen haben außerdem eine hohe Affinität zu Konzepten wie dem der „lernenden Schule“, weil Sie gegenüber den Eltern darlegen müssen, wie gut sie akademische und persönliche Standards vermitteln können. Sie sind es daher eher gewohnt zu beantworten, wie man mit gegebenen Mitteln einen maximalen Erfolg erreichen kann. Es ist diesbezüglich ein eher unternehmerischer Ansatz.

Dr. Carsten Breyde: Wenn Sie an Schule zurückdenken – woran erinnern Sie sich?

Christian Boehringer: Meine Eltern haben nicht über eine private Schule nachgedacht und die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen waren grundsätzlich andere. Ich bin in einem Umfeld mit Schülerinnen und Schülern aus allen Schichten aufgewachsen und das hat mir im Rückblick im Leben geholfen. Die Nutzung von erlerntem Wissen zur Lösung von praktischen Fragestellungen, wie man zum Beispiel Probleme im Team löst und wie man die eigenen Überzeugungen und Ideen möglichst effektiv an andere kommuniziert, konnte ich erst im Beruf erlernen. Diese Lernkurve bei der Entwicklung sozialer Kompetenz kann ich aber heute schon sehen, wenn mein Sohn und seine Schulkameraden zusammenarbeiten. Ich bin daher froh zu sehen, wie sich Schule seit meiner Zeit weiterentwickelt hat, aber auch hoffnungsvoll wenn man sieht, wie viel mehr Jugendliche heute in der Schule leisten können.

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Christian Boehringer ist Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Boehringer Ingelheim, einem der weltweit führenden Pharmakonzerne. Er ist Mitglied des Verwaltungsrates der Phorms Education SE. Seit vielen Jahren schon engagiert er sich im Bildungsbereich. Nicht nur für die Phorms-Schulen und -Kitas, sondern zum Beispiel auch für die Frankfurt International School.


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