„Unterschiede machen uns stärker“

Wie Golfen die Inklusion von Kindern mit Behinderung fördert - Frankfurt Taunus
FOTO: ANDREA USISON | 2015/1

 

„Beim Chippen muss der Ball vom Green aus in eine bestimmte Zone geschlagen werden. Man tippt den Ball an, damit er eine kleine Kurve macht“, erklärt David stolz und ein Lächeln breitet sich in seinem Gesicht aus.

Er ist Schüler an der Hans-Thoma-Schule mit den Förderschwerpunkten körperliche und motorische Entwicklung und nimmt an dem Projekt „Mit Handicap zum Schwung“ teil. Doch wie man Bälle einlocht, ist nicht das einzige Thema des Projekts, denn auch Inklusion ist ein wichtiges Stichwort dieses sportlichen Zusammentreffens. So lernt David nicht nur, dass ein Driver ein bestimmtes Abschlagholz oder ein Put ein spezifischer Golfschlag ist, sondern er und sieben seiner Mitschüler mit einer Behinderung lernen auch acht Schülerinnen und Schüler des Phorms Campus Frankfurt Taunus kennen.

Zwei Monate lang trifft sich die Gruppe jeden Mittwoch auf der Wiese des Bad Vilbeler Golfclubs Lindenhof e.V. für eine Stunde intensiven Golfunterricht, um miteinander und voneinander zu lernen. Auf der Driving Ranch stehen die Schülerinnen und Schüler alle zusammen das erste Mal auf dem Platz und sie haben die gleichen Voraussetzungen. „Inklusion ist ein super Thema, weil es bedeutet, dass wir nicht ausgegrenzt werden, sondern ein Teil dieser Gesellschaft sind“, sagt David. Es geht oft darum, das Denken und Handeln zu verändern, damit auch jedem bewusst wird, wie wichtig Inklusion für das gesellschaftliche Miteinander ist, denn Unterschiede  bereichern unseren Alltag.

Dorothee ist in der 5. Klasse auf dem Phorms Campus Frankfurt Taunus und nimmt auch an dem  Projekt teil. „Am Anfang fand ich die Schüler komisch, weil ich bisher keine Kinder mit Handicap kannte. Jetzt finde ich das ganz normal“, sagt sie.

Solche Vorurteile gegenüber Kindern mit einem Handicap, wie Dorothee sie hatte, haben zu Beginn auch oft andere Schüler. Um diesen Vorurteilen entgegenzuwirken ist es wichtig, dass es von Kindheit an alltägliche Begegnungen zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen gibt. Deshalb haben Sportlehrerin Courtney Ross und der pädagogische Mitarbeiter George Betts vom Taunus Campus das Projekt koordiniert. Es gab schon viel positives Feedback der Eltern über die Gespräche, die sie mit ihren Kindern über Personen mit Behinderungen führen.

 „Ich habe gesehen, dass Kinder mit Behinderung genau die gleichen Sachen machen können wie ich. Ich habe auch gesehen, dass es ihnen leicht fällt, über ihr Handicap zu reden“, sagt der elf - jährige Phorms-Schüler Benedikt. Er hat sich nach der Schule mit seinen Eltern an den PC gesetzt, um mehr über körperlich und psychisch beeinträchtigte Menschen zu erfahren. „So ist das Projekt vom Golfplatz bis hin zum Esstisch gewandert“, sagt Courtney Russ.

Auch in der Hans-Thoma-Schule habe das Projekt für positive Stimmung gesorgt. „Die Schüler haben Erfolgserlebnisse und es stärkt ihr Selbstbewusstsein“, sagt Ingrid Kötter, Lehrerin und Schulleiterin an der Hans-Thoma-Schule. So könne ein Schüler mit einer Lähmung an den Händen, trotz seines Handicaps den Schläger halten und die Bälle abschlagen. Nun soll das Projekt mit der gleichen Gruppe weitergeführt werden. Ziel ist das Kindergolfabzeichen in Bronze, für das die erlernten Fertigkeiten durch 22 Aufgaben aus den Bereichen Technik, Fitness und Regeln geprüft werden.


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