Phorms Campus Hamburg: Hüter des Feuers

Fährten lesen, Feuer machen, im Tipi schlafen. Schülerinnen und Schüler des Phorms Campus Hamburg verbrachten spannende Projekttage inmitten der Natur am Elbstrand
FOTO: ANDREA USISON | 2015/1

 

Wellen plätschern am weißen Sand am Hamburger Elbstrand, vier Kinder hüpfen und springen am Strand entlang. „Eigentlich lesen sie gerade Tierspuren“, sagt Boris Braun, Lehrer am Phorms Campus Hamburg. Nicht weit vom Strand entfernt sieht man die Spitze eines Tipis zwischen den grünen Baumkronen.

Dort wohnen gerade 16 Hamburger Phorms-Schülerinnen und -Schüler. Im Rahmen der Projekttage mit dem Motto „Taking Care“ campen die Klassen 5 bis 7 des Phorms Campus Hamburg in Tipis im Elbcamp. Ihre Mission: das Feuer im Tipi hüten.

„Die Rückbesinnung auf die Natur ermöglicht den Kindern, Primärerfahrungen zu machen und mal nicht nur aus Büchern zu lernen“, erklärt Boris Braun und reicht den Kindern etwas Lehm. Sie sollen sich nun eine Tierspur im Sand aussuchen und mit dem Lehm bedecken. Schon nach etwa einer Viertelstunde zeigt die elfjährige Schülerin Lili stolz eine in Lehm festgehaltene Hundetatzenspur.

Ein Feuer zu hüten, ist gar nicht so einfach, wenn keine Streichhölzer oder Feuerzeuge benutzt werden dürfen, um es in Gang zu halten. „Ich hatte die erste Nachtschicht von 22 Uhr abends bis 2 Uhr morgens. Damit das Feuer nicht ausgeht, mussten wir Hölzer hineinwerfen und in das Feuer pusten“, erzählt Lili. Unter der Aufsicht eines Lehrers müssen die Kinder im Vier-Stunden-Takt das Feuer hüten.

Vor dem Tipi beugt sich eine Gruppe über eine Landkarte. Der Musiklehrer Michael Beeghley reicht dem Fünftklässler Lucas einen Kompass. Nun geht es auf Orientierungswanderung.

„Ich war in den USA Boyscout, also Pfadfinder, und ich will Kindern das Kartenlesen beibringen. Wir haben jetzt zwar fast überall GPS, aber man kann auch anders seinen Weg finden“, sagt Beeghley. Auf der Karte voller grüner, blauer und schwarzer Linien sind drei rote Standorte mit Zahlen markiert. Die Kinder müssen sie selbst finden und sich anhand des Kompasses und der Karte im Wald orientieren. Sehr konzentriert schauen die vier Schüler auf den Weg. Gleich müssten sie den ersten Standort erreicht haben. Und tatsächlich hängt hinter einem Baum an einem Ast ein weißes Phorms-Schild mit der Nummer Eins. Nun müssen sie einen kleinen Berg erklimmen, über Baumstämme klettern und sogar den Pfad verlassen – nach einer halben Stunde hat die Gruppe alle Hinweise gefunden und kann Karte und Kompass benutzen, um wieder zum Camp zu finden.

Um die Mittagszeit hört man plötzlich einen lauten Krähenschrei. „Das ist unser Ruf, um uns zu versammeln und damit keiner verloren geht“, erklärt Lucas aus der fünften Klasse. Nachmittags gibt es noch zwei weitere Aktivitäten. „Wir sezieren einen Fisch und malen Waldgeister mit Materialien aus dem Wald an eine Wand“, sagt er. Doch zuvor setzt sich die Gruppe auf Holzbänke im Tipi. Zum Rhythmus von Trommeln singen die Schüler gemeinsam Lieder, während in ihrer Mitte das Feuer lodert. Wenn alles gut geht, wird es die nächsten zwei Tage durchbrennen.


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