Kai Lüftner – Einem Kreativtäter auf der Spur

Die Trilogie "Das Kaff der guten Hoffnung" - Für diejenigen, die von langweiliger und uninspirierter Kinderliteratur die Nase voll haben
FOTO: OPALICON | 2015/2

 

Hinter den vielen Tattoos, dem schwarzen Bart und der korpulenten Erscheinung von Kai Lüftner steckt kein Biker, sondern ein fantasievoller und leidenschaftlicher Kinderbuchautor. Die Vita des 39-jährigen Köpenickers ähnelt ein wenig einem Branchenbuch: vom Pizzafahrer, Sozialarbeiter, Cafébesitzer über Türsteher, Musiker, Radioredakteur bis hin zum erfolgreichen Texter für verschiedene Comedians. Lüftner hat schon vieles erlebt. Heute nennt er sich selbst am liebsten einen „Kreativtäter, der sich für die Zielgruppe Kind entschieden hat“. Und das zu Recht – in seiner neuesten Trilogie „Das Kaff der guten Hoffnung“ führt er seine großen und kleinen Leser durch Gänsehautmomente, Spannung und Wortwitze in ein ungewöhnliches Universum.

Wenn man ihn nach dem Motto dieser Buchreihe fragt, sagt er instinktiv: „Seid, wie ihr seid!“ Der letzte Teil ist am 1. März 2015 erschienen. In der Trilogie geht es um den Waisenjungen Kalle Ohnenamen. Er ist auf der Suche nach seinem großen Bruder, der zuletzt in einem Kinderheim gesichtet wurde. Schon 136 Waisenhäuser hat Kalle von innen gesehen und landet nun in Nummer 137, im Kinderheim „Zur guten Hoffnung“ in KleinKalabrien. Dort findet er etwas völlig Unerwartetes: Freunde!

Mit dem bedrohlich aussehenden Röschen, dem stotternden Theobald und Magda mit der Mono-Augenbraue und den baggerschaufelgroßen Händen erlebt Kalle spannende Abenteuer. Das skurrile Figurenkabinett, das Lüftner aufstellt, hat nichts mit den typischen Kinderbuchfiguren zu tun. Alle sind darin einzigartig, draufgängerisch und sogar ein bisschen frech.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Bücher für Kinder zu schreiben?

Ich musste und wollte endlich das machen, was ich mich bis dahin nie getraut hatte: für Kinder schreiben. Ich hatte zum Beispiel Angst, dass mir das Minuspunkte bei meinen Kampfsportfreunden einbringen könnte. Aber Blödsinn, denn genau das Gegenteil war der Fall. Und eigentlich – so viel ist mir mittlerweile nach drei Jahren in diesem Business klar geworden – schreibt man ja gar nicht nur für die Kinder. Auch Eltern und Erwachsene, die noch wissen, wie es sich anfühlt, Kind zu sein, gehören zu meinen Lesern.

Wann ist Kalle aus dem Buch „Das Kaff der guten Hoffnung“ entstanden – was hat dich inspiriert?

Mich hat inspiriert, dass ein Kind, ohne besondere Merkmale und ohne große Chancen im Leben, andere durch seinen Willen, sein Durchhaltevermögen und seinen Glauben an sich selbst inspirieren und verändern kann. Ich liebe die Figur Kalle, denn er ist so besonders. Durch ihn fühlen sich die „Makel-Kids“ auch einer Gruppe zugehörig.

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Kai Lüftner wurde 1975 in Berlin geboren und studierte Sozialpädagogik. heute verdient er sein Geld als Hörbuchbearbeiter und Regisseur, als Texter für verschiedene Comedians und Schauspieler sowie als Kinder- und Jugendbuchautor. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Köpenick, dem seiner Meinung nach schönsten Bezirk der Hauptstadt.

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TOP 5 KAI LÜFTNERS KINDERBUCHTIPPS


 

SPUK UNTERM RIESENRAD von C.U. Wiesne

Altersempfehlung: 6 – 8 Jahre, Illustration: Wolfgang Freitag

Es gehört seit Kindheitstagen zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Es sprüht nur so vor Witz und Eigentümlichkeit, vereint Märchen und Kindergroßstadtkrimi und ist eine Art Brückenschläger zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur.


 

DETEKTIV PINKY von Gert Prokop

Altersempfehlung: ab 12 Jahren, Illustration: Klaus Vonderwerth

Mehrere kleine Detektivgeschichten, die sich um einen Jungen aus einem Waisenhaus drehen. Durch seine Cleverness kann er es sogar mit jedem Erwachsenen aufnehmen.

Das hat mich als Junge sehr beeindruckt!


 

DIE GEHEIME BENEDICT-GESELLSCHAFT  von Trenton Lee Steward

Altersempfehlung: ab 10 Jahren, Illustration: Diana Sudyka

Tollste Bücherreihe über „besondere“ Kinder, die es gibt!

Einfach genial geschrieben, schräg, einzigartig und vollkommen zu Unrecht

nicht viel bekannter.


 

RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN von Andreas Steinhöfel 

Altersempfehlung: ab 10 Jahren, Illustration: Peter Schössow

Mit diesem Buch ist Andreas Steinhöfel endgültig in den Olymp der Kinderbuchautoren aufgestiegen. Die Geschichte ist einfach genial aufgebaut mit tollen Wortschöpfungen - beneidenswert gut!


 

KAI AUS DER KISTE: EINE GANZ UNGLAUBLICHE GESCHICHTE von Wolf Durian 

Altersempfehlung: ab 10 Jahren, Illustration: Philip Waechter

Nicht nur wegen des Namens des Hauptdarstellers kommt dieses Buch in meine Liste, sondern darüber hinaus hat dieser Kinderkrimi einfach alles, was das Lausbubenherz begehrt: Abenteuer, Grusel, Großstadtfeeling … absolute Leseempfehlung!


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